Jan Müller: China. Ein langer Weg – wohin?

China ist für viele ein Ärgernis. Es ist ein Land, in dem eine kommunistische Partei an der Macht ist und gleichzeitig scheinbar zügellose kapitalistische Ausbeutung herrscht. Innerhalb der Restlinken bestehen große Unsicherheiten über den Charakter Chinas. Die Spanne reicht von der Einschätzung, dass dort bereits der Sozialismus verwirklicht worden sei bis zur Charakterisierung Chinas als imperialistische Macht, durchaus vergleichbar mit den USA.

Erschwert wird die Einschätzung Chinas dadurch, dass alle Aspekte seiner Geschichte umstritten sind, auch unter Marxisten. Praktisch jede Epoche ist in Auseinandersetzungen zwischen unterschiedlichen marxistischen Strömungen geraten. Das beginnt schon bei der frühen chinesischen Geschichte bis 1911: Herrschte dort ein Feudalismus, wie die Stalinisten und ihnen folgend auch die KPCh bis heute behaupten, oder die asiatische Produktionsweise, was die ursprüngliche marxistische Position war, direkt zurückgehend auf Marx und Engels? Die Diskussion in der der Kommunistischen Internationalen zur Strategie in der Zweiten Chinesischen Revolution in den 20er Jahren geriet in Auseinandersetzungen zwischen den Trotzkisten und den Stalinisten in den 20er Jahren. Die Einschätzung des großen Sprunges nach Vorne und der Kulturrevolution wiederum waren und sind zwischen Kommunisten und Maoisten umstritten. Auch die Einschätzungen der Marktreformen ab 1978 gehen weit auseinander. Letztlich muss Literatur aus unterschiedlichen Richtungen ausgewertet werden, um zu Schlussfolgerungen zu gelangen. Der Autor dieser Zeilen hat Sympathien für die trotzkistischen Positionen besonders in der Zeit bis 1949, folgt ihnen aber nicht in jedem Fall.

Warum ist China so wichtig für die Linke in der BRD? Es geht letztlich um die Frage der Perspektiven und Strategien bei der Überwindung des Kapitalismus, die sich immer dringender stellt. Anregungen zu dieser Arbeit entstanden in Diskussionen zwischen Linken verschiedener Strömungen zunächst auf Facebook bis 2020 und dann innerhalb der Freien Linken ab 2021. Auch wenn es ein Kapitel „China und Corona“ gibt, steht das Corona-​Narrativ nicht im Zentrum dieser Untersuchung. Dafür sind noch zu viele Fakten unbekannt, was China angeht.

Da davon auszugehen ist, dass die entscheidende Fakten vielen Menschen völlig unbekannt sind, ist diese Untersuchung eine chronologische Nacherzählung der chinesischen Geschichte vor allem des 20. und 21. Jahrhunderts. Erst auf dieser Basis können begründete Schlussfolgerungen über den heutigen Charakter und die Perspektiven der chinesischen Gesellschaft gezogen werden.

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