Größte Demos der Zweiten Republik in Österreich: So lief das Wochenende

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Eine unübersehbare Protestbewegung hat sich in Österreich formiert. Auch dieses Wochenende waren zehntausende Menschen auf der Straße. Die größte Demo war in Graz, in St. Pölten erlebte man eine übergriffige Polizei.

Seit Jahrzehnten hat Österreich nicht mehr solche Demonstrationen gesehen. Nach der Großdemonstration in Wien am 20. November mobilisierten dieses Wochenende die Bundesländer. Tkp​.at hat mit Demoteilnehmer aus Graz, St. Pölten und Salzburg über ihre Eindrücke gesprochen.

Grazer Demo

Die größte Demonstration fand dieses Wochenende in Graz statt. Selbst nach Polizeiangaben gingen 30.000 Menschen auf die Straße. Seit 1945 dürfte Graz nicht mehr eine solche Kundgebung erlebt haben. »Die Demo war definitiv lauter als die in Wien«, sagt eine Demonstrantin zu tkp​.at. Von Jung bis Alt sei alles dabei gewesen, im hinteren Bereich habe es auch eine Kinderdemo gegeben.

Eine der Veranstalterinnen, Maria Hubmer-​Mogg, eine führende Ärztin der Initiative »Wir zeigen Gesicht«, wies in ihrer Abschlussrede auf Österreichs historische Möglichkeit hin, nun eine Vorreiterroller gegen den neuen Konzern-​Faschismus zu prägen. Gerade angesichts der österreichischen Nazivergangenheit, sollte dieser Moment genutzt werden.

Die Polizei sei in Graz äußerst zurückhaltend geblieben und kommentierte die Demo abschließend gar als »friedlich«.

Polizeigewalt in St. Pölten

In St. Pölten, eine Stadt die kaum Erfahrung mit Demos hat, entwickelte sich die Sache anders. Dort berichteten mehrere Teilnehmer von gröberer Polizeigewalt. So soll der stadtbekannte St.Pöltner Polizeikommandant mit einer Anzeige konfrontiert sein. Per Video sei aufgezeichnet worden, wie er unverhältnismäßige Gewalt gegen eine ältere Dame eingesetzt habe.

Zudem habe die Polizei außerordentlich aggressiv die FFP2-​Maskenpflicht durchsetzen wollen. Wegen fehlender Maske kam es sogar zu Verhaftungen. Ein Teilnehmer erzählte tkp​.at dass er »drei gewaltsame Abführungen« mitbekommen habe, alleine wegen fehlender Maske. Auch eine Maskenbefreiung hätte nicht geholfen.

Auch die St. Pöltner Demo organisierte eine Privatperson. Der 19-​jährige Lukas Würrer initiiert schon seit längerem Demos gegen das Corona-​Regime. Rückhalt bekam er vom bekannten »Honk for Hope« Alexander Ehrlich, der in St. Pölten anwesend war und auch eine Rede gehalten hatte. Auch die große türkische Community der niederösterreichischen Landeshauptstadt sei zahlreich vertreten gewesen. Die Demo sei »sehr bunt« gewesen, Familien mit Kindern, »alt bis jung«, erzählt ein Teilnehmer.

Demozug durch die St. Pöltner Innenstadt

»So viel Diversität gibt’s auf keiner LGBTQ-​Demo oder bei Fridays for Future«, beschreibt Mateo die Demonstration in Salzburg am Sonntag, »Kinder, Menschen mit Beeinträchtigung oder mit Migrationshintergrund, es war total bunt.« Dort sprach die Polizei von 3.000 Teilnehmern, was er nur belächeln könne: »An die 10.000 waren wir sicher«.

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Auf Twitter wurde der Zug festgehalten.

In Salzburg zog man friedlich am Justizgebäude, der Arbeiterkammer und dem Schloss Mirabell vorbei. Die Polizei blieb auch in Salzburg im Hintergrund.

Jetzt wieder Wien

Schon am Freitag mobilisierte die FPÖ mehrere Tausend Menschen in Vöcklabruck, um gegen die drohende Impfpflicht und den Lockdown zu protestieren. Am Samstag mobilisierte die Gruppe »Studenten stehen auf« in Innsbruck erneut mehrere Tausend Menschen. Auch in Klagenfurt kam es zu Protesten.

Bemerkenswert sind zudem die Kundgebungen in mehreren Kleinstädten: In Gleisdorf (bereits seit mehreren Wochen) und Amstetten wird protestiert. Am Sonntag zog dann auch noch ein großer Demozug durch die 40.000-Einwohnerstadt Steyr.

Diesen Samstag will die Bewegung erneut Wien belagern, am Mittwoch, den 1. Dezember 2021 soll es zu Warnstreiks kommen.

Dieser Artikel erschien zuerst bei TKP​.at und wird hier mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

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