Flächenbrand der Demokratie: fulminanter Zustrom zu »Montagsspaziergängen«

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Ravensburg hatte vorab für den Montag jede Form von Spaziergängen verboten. Es half nichts. Mindestens tausend Bürger der oberschwäbischen Stadt ließen sich weder von aufgebauter Drohkulisse noch dem nasskalten Wetter abhalten.

Ravensburg, indem in der Vorwoche an die 3000 »Spaziergänger« unterwegs waren, war beileibe nicht alleine. Von den Alpen bis zur Ostsee, vom Erzgebirge bis zum Rhein – Deutschland ging an diesem Montagabend überall spazieren.

Im ostthüringischen Altenburg waren an die 1500 Teilnehmer, in Gera ganze 5000, womit der Schwerpunkt der Thüringer Proteste eindeutig im Osten des Landes lag. Wobei auch in Bad Salzungen an die 1500 »Spaziergänger« gesichtet worden sein sollen. In der Landeshauptstadt Erfurt wie in Eisenach versuchte die Polizei Bilder von größeren Menschenzügen zu vermeiden, was ihr erneut teilweise gelang.

Im niedersächsischen Braunschweig gingen über 3000 Bürger auf die Straße, im bayerischen Erding gut 2000. Heraus stach wieder Rostock, das die deutschlandweite Bestmarke von 10.000 Spaziergängern diesmal wohl noch deutlich überbot, genaue Zahlen sind nicht bekannt. In Sachsen-​Anhalt gab es großen Zulauf in Magdeburg und Wittenberg. In Halle waren an die 2200 Bürger auf der Straße. Nürnberg war voll von friedlichen und gut gelaunten Menschen. Es ist unmöglich mit dieser viel zu kurzen Auflistung auch nur annähernd die Ereignisse an diesem Montag, dem 27.12.2021 zu schildern.

Gegenüber den sehr grob geschätzten etwa 900 gemeldeten »Spaziergängen« der Vorwoche fanden diesen Montag schätzungsweise weit über 1000 »Montagsspaziergänge« statt. Genauere Zahlen liegen zu diesem Zeitpunkt noch nicht vor.

Fest steht, dass die Anzahl der sogenannten Spaziergänge als auch die der Teilnehmer im Durschnitt weiter deutlich zugenommen hat – und dies trotz mancherorts verfügten Verboten, Androhung von Strafen sowie Diffamierung der Proteste.

In Städten wie Berlin, Mannheim, München, den schon erwähnten Erfurt und Ravensburg versuchte die Polizei durch massive Präsenz Bilder friedlicher Demonstrationen zu verhindern. Das gelang ihr nur bedingt, wenngleich die Proteste sicher noch größer ausgefallen wären, würden Regierungen und Medien den demokratischen Willensbildungsprozess des Volkes nicht aktiv behindern. In Bautzen soll es zu kleineren Ausschreitungen gekommen sein, ob die von der Polizei, Provokateuren oder den »Spaziergängern« ausgingen, kann hier noch nicht eindeutig gesagt werden.

Solch eine alle sozialen oder konfessionellen Milieus, alle Regionen, das Land (Bild: Bad Tölz) als auch die Stadt ergreifende Ausdruckswelle an demokratischem Protest hat Deutschland, so viel ist – trotz all der unsicheren Zahlen – sicher, schon sehr sehr lange nicht mehr gesehen.

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