
Inhalt
2. Agrarverhältnisse in Russland vor 1917
3. Die Bauernschaft in der Russischen Revolution von 1917
3. Bürgerkrieg und Neue Ökonomische Politik
4. Liquidierung des Kulakentums als Klasse, Kollektivierung und Industrialisierung
1. Einleitung
Im Zusammenhang mit der westlichen Kriegspropaganda gegen Russland taucht das Narrativ vom Völkermord auf, den Putin in der Ukraine begehen würde. Evakuierungen der Zivilbevölkerung aus den Donbass-Republiken, aber auch aus Mariupol nach Russland, um sie vor dem Krieg in Sicherheit zu bringen, werden in der giftigen westlichen Propaganda als Kriegsverbrechen, als Deportationen und Genozid geframt. Damit begründet die Historikerin Anne Applebaum im angeblich liberalen Magazin The Atlantic, dass der Westen alles, aber auch wirklich alles dafür tun müsse, damit die Ukraine den Krieg gegen Russland gewänne1. Das impliziert logischerweise auch das direkte Eingreifen der NATO in den Krieg, der damit zu einem Dritten Weltkrieg eskalieren würde.
Applebaum setzt das heutige kapitalistische Russland umstandslos mit der Sowjetunion unter Stalin gleich. Putin gelüste es ebenso wie Stalin nach einem Genozid am ukrainischen Volk. Hier kippt der virulente Antikommunismus des Westens endgültig in eine faschistische Ideologie um. Die Notwendigkeit, Russland und die Russen zu bekämpfen, wird nun nicht mehr mit einer falschen und blutrünstigen Ideologie, dem »Kommunismus« begründet, sondern mit dem russischen Volkscharakter. Die Russen seien gar keine richtigen Menschen, sondern Untermenschen – Orks – wie sie die Ukrainer und immer mehr Deutsche nicht zufällig nennen. Eine deutsche Professorin spricht den Russen im Grunde genommen ebenfalls das Menschsein ab, da sie eine andere Einstellung zu Schmerz und Leid hätten.2
Hintergrund dieser maßlosen, durchaus rassistischen Hetze ist das Narrativ vom Holodomor, des Hungerholocausts am ukrainischen Volk. Die Geschichte geht so: Stalin habe einen Genozid durch Hunger angeordnet, der in den Jahren 1932/33 in den östlichen Gebieten der Ukraine und der angrenzenden Region Kuban, im Nordkaukasus und im Wolgagebiet ereignete, wo überwiegend ethnische Ukrainer3 gelebt hätten. Er wollte damit angeblich den Widerstand der ländlichen ukrainischen Bevölkerung gegen die Kollektivierung brechen und das kulturelle und religiöse Leben der Ukrainer zerstören. Diesem Hungerholocaust seien 7 bis 10 Millionen Ukrainer zum Opfer gefallen.
Das Narrativ vom Hunger als Waffe, die Stalin gegen das ukrainische Volk eingesetzt haben, lässt sich bis auf Veröffentlichungen im deutschen Faschismus zurückführen. Ein gewisser Dr. Ewald Ammende veröffentlichte 1935 ein Buch mit dem Titel »Muss Russland hungern?« Es enthielt zahlreiche offensichtlich gefälschte Fotos von angeblichen Hungeropfern und weitere von höchst dubioser Herkunft, die in der US-Amerikanischen Ausgabe noch vermehrt wurden.4
Der amerikanische Pressemagnat und Hitlerverehrer William Hearst, Begründer der Regenbogenpresse, setzte sein Medienimperium in Bewegung, um Gräuelpropaganda gegen die Sowjetunion unter den Amerikanern zu verbreiten. Nach einem Besuch bei Hitler im Jahr 1934 waren Hearsts Zeitungen voll mit Horrorgeschichten über die Sowjetunion, darunter war bereits das Narrativ vom Hungerholocaust in der Ukraine. Das Material stammte von dubiosen Lohnschreibern, die in der US-Amerikanischen Öffentlichkeit allesamt als unglaubwürdig galten.5
In der Nachkriegszeit wurde das Narrativ vom Holodomor von ukrainischen faschistischen Kollaborateuren in den USA reaktiviert, unter aktiver Mitarbeit der CIA. Der Begriff selbst stammt erst aus den 70er Jahren. Holodomor setzt sich aus den ukrainischen Wörtern Holod für Hunger und Moryty, was für Tötung/Vernichtung steht, zusammen.6
Die Ähnlichkeit zum Wort Holocaust ist nicht zufällig. Sie kam erst auf, als sich dieser Name langsam als Bezeichnung für die faschistische Judenvernichtung durchsetzte. In den 70er und 80er Jahren gab es zahlreiche Wortbildungen mit dem Begriff Holocaust, wodurch ein Vergleich mit der Judenvernichtung impliziert wurde. Beispiele hierfür sind atomarer Holocaust für einen Atomkrieg, Baby-Holocaust für die Abtreibung und Frauen-Holocaust für die Hexenverfolgungen in der Frühen Neuzeit, der hunderttausende Frauen zum Opfer gefallen sind. Die Antifa hat solche Wortbildungen auf das Schärfste als Verharmlosung der Judenvernichtung verurteilt, jedoch gegen den Begriff Holodomor offenbar keine Einwände erhoben.
Die Behauptung, dass 7 bis 10 Millionen Menschen im Holodomor umgekommen sein, implizit, dass er ein schlimmeres Verbrechen sei als der Holocaust mit seinen 5,6 bis 6,3 Millionen Opfern. Das zeige, dass der »Kommunismus« ein schlimmeres Menschheitsverbrechen gewesen sei als der Faschismus.
Weiter ausgearbeitet wurde das Narrativ vom Holodomor von aktivistischen westlichen Historikern wie Anne Applebaum ihrem Buch »Roter Hunger« und Timothy Snyder in seinem »Bloodlands«. Diese Bücher haben in der Fachwelt keine günstige Aufnahme gefunden. Dafür wurden sie in den Medien in den höchsten Tönen gelobt. Beide Autoren sind in zahlreiche transatlantische Thinktanks eingebunden und werben seit Jahrzehnten unermüdlich für einen harten antirussischen Kurs.
Nach der Orangen Revolution von 2004 kam in der Ukraine Victor Juschtschenko an die Macht. Er setzte durch, dass die Ukrainische Rada im Jahr 2006 den Holodomor als Völkermord anerkannte und seine »Leugnung« unter Strafe stellte. Kein anderes Narrativ hat Beziehungen zwischen Ukrainern und Russen in der Ukraine so sehr vergiftet wie dieses. Keine andere Erzählung hat so stark zum Wachstum des Faschismus in der Ukraine beigetragen.7
Die Journalistin Dagmar Henn weist zurecht darauf hin, dass der Westen, indem er die Verbrechen der ukrainischen Faschisten leugnet und/oder rechtfertigt, seinem Vorbild immer ähnlicher wird.8 Das gilt auch für das Narrativ vom Holodomor. Inzwischen haben ihn 23 Länder offiziell als Massenmord anerkannt, darunter die USA, Großbritannien, die baltischen Staaten und Polen.
Die Grüne Marieluise Beck trommelt unermüdlich in der Bundesrepublik für die Anerkennung des Holodomor. Noch 2017 und 2020 wurde dieses Ansinnen abgelehnt.9 Es ist jedoch zu befürchten, dass der Bundestag allein aus Solidarität mit der Ukraine und Hass auf Russland den Holodomor in Kürze anerkennen wird. Dies natürlich verbunden mit einem Verbot seiner »Leugnung«. Damit würde das faschistoide Geschichtsbild der Ukraine auch in Deutschland mit Hilfe der Staatsgewalt brachial durchgesetzt. Dies wiederum würde ein Verbot kommunistischer Symbole wie der rote Fahne oder Hammer und Sichel nach sich ziehen.
Bereits heute wird das Zeigen der Flagge der Sowjetunion aus »Solidarität« mit der Ukraine in Deutschland teilweise per Verordnung durch Versammlungsbehörden verboten. Hintergrund ist, dass Präsident Putin unterstellt wird, er wolle die Ukraine genauso erobern und unterdrücken, wie sie in der Zeit der Sowjetunion »unterdrückt« gewesen sei. Kern dieser maßlosen Anschuldigung ist wieder das Lügennarrativ vom ukrainischen Hunger-Holocaust.
Es geht gegenwärtig um das Überleben der Menschheit, ein Atomkrieg wird immer wahrscheinlicher. Höchste Zeit, sich mit dem Narrativ des Holodomor als der Basisideologie des Russenhasses zu beschäftigen.
Um die Fakten zu kennen und richtig einordnen zu können, müssen wir bis in die Zeit des Zarismus zurückgehen.
2. Agrarverhältnisse in Russland vor 1917
Die ungerechte Landverteilung und die archaische Agrarstruktur war der Hauptschwachpunkt des Zarenreichs. Erst 1861 wurde in Russland die Leibeigenschaft aufgehoben, mehr als 51 Jahre nach Preußen. Die als »Kompensation« hierfür an die ehemaligen Feudalherren zu leistenden hohen Ablösezahlungen und Landabtretungen bewirkten, dass sich in der Praxis nicht viel änderte und das Leben der Bauern eher noch elender wurde.
Die Dorfgemeinde war Basis für den brutalen feudalherrlichen Despotismus. Privateigentum an Grund und Boden war unter den Bauern unbekannt. Stattdessen wurde das Land eines Dorfes periodisch unter allen Familien umverteilt. Die Sozialistin Vera Sassulitsch korrespondierte 1881 mit Karl Marx über die Frage, ob diese Dorfgemeinden die Grundlage für einen zukünftigen Sozialismus bilden können.
Am Vorabend des Ersten Weltkrieges lebten von den rund 150 Millionen Einwohnern Russlands noch 82% auf dem Lande. Die Landwirtschaft erzeugte 58% des Gesamtproduktes, Industrie und Dienstleistungen zusammen nur 42%. Das zaristische Russland war also ein rückständiges Agrarland.10
Von der landwirtschaftlichen Nutzfläche waren 1913 in den Händen:11
des Adels, der Gutsbesitzer und der Klöster |
41,7% |
der Großbauern (Kulaken) |
21,8% |
der Mittel- und Kleinbauern |
36,5% |
Im europäischen Russland war die Landverteilung besonders ungerecht. Hier verfügten 30.000 Großgrundbesitzer über mehr Land als 10,5 Millionen Bauernwirtschaften. 30% der Bauernwirtschaften besaßen kein Pferd und 34% keine landwirtschaftlichen Geräte.
Trotzki stellt zu Recht fest: »Diese Bodenstatistik bildete das fertige Programm des Bauernkrieges.»12
Bereits die Russische Revolution von 1905 war auch eine Agrarrevolution. Unruhen auf dem Lande flammten auch in den folgenden Jahren immer wieder auf.
Mit seinen Agrarreformen von 1906 wollte der russische Ministerpräsident Stolypin das taumelnde Zarenreich stabilisieren. Bauern bekamen nun Recht, auch gegen den Willen der Dorfgemeinde aus derselben auszutreten und ihren Anteil an Grund und Boden als Privatbesitz zu beanspruchen. Bis zum 1. Januar 1916 nutzten 2,5 Millionen Hofbesitzer13 mit 17 Millionen Dessjatinen14 diese Möglichkeit. 2 weitere Millionen hatten für 14 Millionen Dessjatinen einen entsprechenden Antrag gestellt, der in Bearbeitung war.
Stolypin wollte mit seinen Reformen eine konservative Schicht von Parzellenbauern schaffen als Basis für den zaristischen Despotismus. Dabei dachte er an die Verhältnisse in Frankreich. Nachdem ihre Ansprüche in der großen Revolution von 1789 befriedigt worden waren, bildete die französische Bauernschaft die Basis für autokratische Herrschaft der Familie Bonaparte.
In Russland jedoch ging dieses Kalkül nicht auf. Bis 1914 mussten von den 2,5 Millionen Aussiedlern bereits eine Million ihr Landeigentum verkaufen. Auch viele Adelige gingen pleite und verkauften ihr Land. In der Vorkriegszeit kam es zum Aufstieg einer kleinen Schicht von Großbauern, der Kulaken, die immer mehr Getreide auf den nationalen und internationalen Markt warfen. Spiegelbildlich zum Aufstieg einer Bauernbourgeoisie verarmten breite Bauernmassen umso schneller. Es kam also zu einer extremen Polarisierung auf dem Lande. Anstatt dass die Einzelbauern eine Stütze der Selbstherrschaft bilden würden, mussten sie nun ihrerseits gegen die Ansprüche der armen Bauern geschützt werden. Nach wie vor lastete auch der feudale Großgrundbesitz auf der Bauernschaft.15
Für viele Beobachter war klar, dass die extrem ungerechten Bodenbesitzverhältnisse in Russland so nicht bleiben konnten. Anderseits war weder die sich auf den Adel stützende zaristische Bürokratie noch die aufstrebende Bourgeoisie zu durchgreifenden Reformen bereit. Also blieb alles so, wie es war. Die Regierung des letzten Zaren Nikolaus II. vermied ängstlich jede Veränderung. Insofern musste es als Menetekel erscheinen, wenn ein Bauerndelegierter angesichts der fruchtlosen Debatten in der Duma erklärte: »Soviel ihr auch diskutieren mögt, einen anderen Erdball werdet ihr nicht schaffen. Folglich wird man uns diese Erde geben müssen.»16
Mit dem Kriegsbeginn 1914 endeten die Unruhen auf dem Lande zunächst völlig. Die Regierung führte 2 Millionen Menschen und den größten Teil der Pferde weg. Das Leben der meisten Bauern wurde noch elender. Die schwachen Wirtschaften wurden noch schwächer. Die Zahl der nicht bestellenden Bauern wuchs.17
Trotzki kommentierte: »Die besitzenden Klassen konnten nicht übersehen, dass das Dorf seine Rechnung präsentieren werde, aber sie verscheuchten die düsteren Gedanken in der Hoffnung, irgendwie doch herauszukommen.»18
3. Die Bauernschaft in der Russischen Revolution von 1917
Nach der Februarrevolution blieb das Dorf zunächst ruhig. Die aktivsten Elemente der Bauerschaft waren an der Front und die übrigen vertrauten zunächst der Provisorischen Regierung und ihrer Partei, den Sozialrevolutionären.
Forderungen aus der Bauernschaft nach einer Landumverteilung wurde seitens der Regierung entgegnet, dass nur die Verfassungsgebende Versammlung hierzu befugt sei. Allerdings verzögerte die Regierung die Einberufung einer solchen Versammlung nach Kräften, so dass erneut alles beim Alten blieb.
Gutsbesitzer begannen, ihre Ländereien zu verkaufen, teilweise auch nur an fiktive Käufer, um eine erwarteten Landreform zu unterlaufen. Forderungen der Bauern, diese Praktiken zu unterbinden, stießen bei der bürgerlichen Provisorischen Regierung auf taube Ohren.
Im April 1917 fing die Bauernschaft langsam an, sich zu regen. Da das verlangte Dekret über das Verbot von Landverkäufen nicht zustande kam, verhinderten die Bauern den Ausverkauf der Besitzungen auf eigene Faust, indem sie Landvermessungen nicht mehr zuließen.
Im gleichen Monat verhafteten Bezirks- und Dorfkomitees bereits Grundbesitzer, wiesen sie aus dem Gouvernement aus, beschlagnahmten den Boden und bestimmten eigenmächtig den Pachtzins.
Im Gouvernement Kursk begannen Verfolgungen gegen Aussiedler, die sich weigerten, in die Dorfgemeinschaft zurückzukehren.
Unter dem Einfluss einiger Bolschewiki mähten Bauern im Gouvernement Orel im Mai 1917 die Wiesen der Großgrundbesitzer ab und verteilten das Heu unter den Haushalten.19
»Im Schlüsselburger Kreis untersagt das Gemeindekomitee den Bodenbesitzern, ihren eigenen Wald zu fällen. Der Gedanke der Bauern ist einfach: Keine Konstituierende Versammlung wird aus den Baumstümpfen die abgeschlagenen Bäume wieder aufleben lassen können.»20
Im Juni 1917 begannen Bauern den Wald der Großgrundbesitzer nun selbst massenhaft abzuholzen. »Dörfer brannten häufig bis auf den Boden nieder. Bauholz wurde stark bewacht und teuer verkauft. Der Bauer war ausgehungert nach Holz. Überdies nahte die Zeit, Holzvorräte für den Winter zu sichern. Aus den Gouvernements Moskau, Nischegorod, Petrograd, Orel, Wolhynien, von allen Enden des Landes kommen Klagen über Waldplünderungen und gewaltsamen Raub fertiger Holzvorräte.»21
In dieser ersten Periode von März bis Juli 1917 enthielten sich die Bauern überwiegend noch der Gewaltanwendung gegen die Gutsbesitzer.
Für Lenin war noch nicht klar, auf welche Seite sich die Bauernschaft schlagen würde. Würde sie mit der Bourgeoisie gegen das Proletariat oder mit dem Proletariat gegen die Bourgeoisie gehen? Deshalb hielt er im Juli die Zeit für die Machübernahme des Proletariats noch nicht gekommen. Vehemente Forderungen in diese Richtung vor allem durch die Angehörigen der Petrograder Regimenter und der Roten Matrosen der Baltischen Flotte lehnte er zunächst ab.
Dies geschah aus der Überlegung heraus, dass die Bolschewiki die Macht in Petrograd zwar leicht übernehmen, sich aber nicht halten könnten, wenn sich die Bauern mit der Bourgeoisie verbünden würden. Die »schwere Artillerie« der Revolution, also die Bauernschaft, sei noch nicht an ihrem Platz, sagte Lenin.
Indem die Bauernschaft ihren Kampf im Laufe der Monate langsam steigerte, näherte sie sich im Sommer immer mehr dem offenen Bürgerkrieg und überschritt ihn vielfach.
Im September und Oktober 1917 wurde in vielen Dörfern der adelige Boden umverteilt und die Adelsnester geplündert. Manche Bauern schlugen vor, das Inventar geregelt unter die Bevölkerung zu verteilen und die Gebäude selbst für Kulturzwecke zu erhalten. In fast allen Fällen forderte die Mehrheit jedoch, den Gutshof niederzubrennen, damit kein Stein auf dem anderen bleibt. Das passierte dann meistens auch. Dahinter stand die Berechnung aller Bauernkriege, dass man die die befestigten Positionen des Feindes vernichten müsse und keinen Platz übriglassen dürfe, wo er sein Haupt hinlegen könnte.22
Die Aneignung der Habe der Großgrundbesitzer begründet ein Bauer wie folgt: »Das war unser Gutsbesitzer, wir haben für ihn gearbeitet, und das Vermögen, das er hatte, muss uns allein gehören.»23
Man ging teilweise sogar noch weiter. Trotzki berichtete: »Die Soldaten sagten, wenn man die Wolfshöhlen aushebt, muss man auch den Wölfen den Garaus machen.»24 Zum Glück passierte das äußerst selten, denn die Gutsbesitzer waren meistens vorher geflohen.
Erst als Lenin in seinem Versteck in Finnland von der Fahrt aufnehmenden Agrarrevolution erfuhr, drängte er das Zentralkomitee im September 1917 vehement dazu, endlich die Macht zu übernehmen.
Die Agrarfrage war in Russland bis Ende Oktober im Wesentlichen gelöst und der Großgrundbesitz aufgeteilt. Der nach der Oktoberrevolution tagende zweite Sowjetkongress hat mit seinem am 26. Oktober 1917 (alten Stils) verabschiedeten Dekret über den Boden diese Realitäten nur noch nachvollzogen.
Dieses historische Dekret bestimmte: »1. Das Eigentum der Gutsbesitzer am Grund und Boden wird unverzüglich ohne jede Entschädigung aufgehoben.«
2. Die Güter der Gutsbesitzer sowie alle Apanage‑, Kloster- und Kirchenländereien mit ihrem gesamten lebenden und toten Inventar, ihren Wirtschaftsgebäuden und allem Zubehör gehen bis zur Konstituierenden Versammlung in die Verfügungsgewalt der Amtsbezirks-Bodenkomitees und der Kreissowjets der Bauerndeputierten über. […]»25
Der dritte Sowjetkongress verabschiedete im Juli 1918 die Verfassung der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik, die damals noch das gesamte Territorium der späteren Sowjetunion umfasste. Sie bestimmte in Artikel 3, Absatz a): »Zur Verwirklichung der Sozialisierung des Bodens wird das Privateigentum am Boden aufgehoben. Der gesamte Boden wird zum Eigentum des ganzen Volkes erklärt und den Werktätigen ohne jede Ablösung auf der Grundlage einer ausgleichenden Bodennutzung übergeben.»26
Von bürgerlichen Historikern wird die Grausamkeit des Bauernkrieges beklagt und Lenin und Trotzki dafür verantwortlich gemacht. Allerdings läuft jeder Bauernkrieg nach diesem Schema ab. Die Befreiungstradition sogar der heute beschaulichen Schweiz berichtet von einem Burgenbruch. Demnach zerstörten die Bauern der Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden nach dem Rütlischwur 1291 oder 1307 alle erreichbaren Burgen und Adelssitze, darunter auch das berüchtigte Zwing-Uri.
Auch die deutschen Bauern zerstörten im Großen Deutschen Bauernkrieg von 1525 alle Burgen und Schlösser, wo ihnen das möglich war.
»Mit Hilfe der revolutionären Barbarei rottete der Bauer die Barbarei des Mittelalters aus«, sagt Trotzki.27 Das diese revolutionäre Barbarei nötig war, lag auch daran, dass weder der Bauer selbst; noch seine Großväter und Urgroßväter jemals Gnade oder Nachsicht durch den Adel erfahren hätten. Wenn Miljukow Lenin und Trotzki vorwirft, dass sie eher dem russischen Bauernführer Pugatschow als modernen Sozialisten glichen, dann richtet sich diese Aussage – unabhängig davon, ob sie stimmt – eher gegen seine eigene Klasse, die russische Bourgeoisie, die eine Bauernbefreiung nicht zustande brachte. Die Bolschewiki mussten im 20. Jahrhundert das zu Ende zu führen, was im 17., 18. und 19. Jahrhundert nicht zu Ende geführt oder überhaupt nicht unternommen worden war, so Trotzki.28
3. Bürgerkrieg und Neue Ökonomische Politik
Die Bauern unterstützten im Russischen Bürgerkrieg (1917 bis 1921) mehrheitlich die Roten gegen die Weißen, da sie von diesen Land bekommen hatten, das ihnen die Weißen wieder wegnehmen wollten.29 Das Bündnis von Arbeitern und Bauern war die Grundlage für den Sieg der großenteils aus Bauern bestenden Roten Armee über die konterrevolutionären Weißen Armeen und der ausländischen Interventen, der Truppen Deutschlands, der USA, Großbritanniens, Polens und anderer Länder.
Das ökonomische System dieser Zeit wird als Kriegskommunismus bezeichnet. Die Sowjetregierung versuchte, die Kriegsindustrien instand zu halten und die und die aus der Vergangenheit übrig gebliebenen armseligen Vorräte für den Krieg und zur Rettung der städtischen Bevölkerung vor dem Verderben zu verwerten.30
Trotzki: »Der Kriegskommunismus war im Grunde ein System zur Reglementierung des Verbrauchs in einer belagerten Festung.»31 Die Sowjetregierung hoffte jedoch, allmählich zu einem echten Kommunismus überzugehen und zwar ohne Warenproduktion und privatem Handel. Da dieser die Basis für eine erneute Kapitalakkumulation liefert, war er am 21. November 1918 verboten worden.32
Die Wirklichkeit zeigte jedoch, dass das Programm des Kriegskommunismus, also des unmittelbaren Übergangs zum Kommunismus, nicht durchführbar war. Die Produktion ging ständig zurück und zwar nicht nur wegen der Kriegseinwirkungen, sondern auch, weil der Anreiz des persönlichen Interesses bei den Produzenten erloschen war.
»Der Staat beschlagnahmte von den Bauern Getreide, aber gab ihm nur wertloses Papiergeld. Der Bauer vergrub seine Vorräte. Die Regierung sandte bewaffnete Arbeiterabteilungen aus, die Getreide herbeischaffen sollte. Die Bauern säten weiniger ein.«
Es kam im ganzen Land zu einem starken Verfall der Produktivkräfte. Allerdings wurde der Kriegskommunismus als vorübergehende Maßnahme in der Erwartung einer Revolution im Westen, besonders in Deutschland eingeführt. »Man hielt es für selbstverständlich, dass das siegreiche deutsche Proletariat, gegen künftige Lieferungen von Nahrungsmitteln und Rohstoffen, Sowjetrussland nicht nur mit Maschinen und Fertigwaren, sondern auch mit Zehntausenden hochqualifizierten Arbeitern, Technikern und Organisatoren versorgen würde. Und zweifellos hätte im Falle einer proletarischen Revolution in Deutschland […] die Wirtschaftsentwicklung der Sowjetunion wie auch Deutschlands solche Riesenschritte gemacht, dass das Schicksal Europas und der Welt heute viel günstiger aussähe.«
Aber selbst in diesem günstigen Fall wäre eine unmittelbare staatliche Verteilung zunächst noch nicht möglich gewesen und man hätte auch dann auf den privaten Handel zurückgreifen müssen. Diese Notwendigkeit ergab sich aufgrund der Millionen isolierter Bauernwirtschaften.
Der private Handel war ab 1921 wieder erlaubt. Er sollte so ablaufen, dass die staatliche Industrie dem Dorf die notwendigen Waren zu solchen Preisen überlassen kann, so dass eine Beschlagnahme der bäuerlichen Arbeitsprodukte nicht notwendig ist. Das lief unter der Bezeichnung »Smytschka«. Die Getreideablieferungspflicht wurde in eine niedrige Naturalsteuer umgewandelt. Alle darüber hinaus erzeugten Produkte durften die Bauern auf dem freien Markt verkaufen. Das war der Kerngedanke der Neuen Ökonomischen Politik (NEP).
Binnen kurzem nach Einführung der NEP begann sich die Industrie zu beleben. Ihre Produktion verdoppelte sich zwischen 1922 und 23 und erreichte 1926 das Vorkriegsniveau. Gleichzeitig, wenn auch nur in bescheidenem Tempo, nahmen die Ernten zu.33
Im Jahr 1923 kamen angesichts dieser Probleme innerhalb der Parteiführung Meinungsverschiedenheiten darüber auf, welche Strategie des Wirtschaftaufbaus verfolgt werden sollte:
Leo Trotzki und die Linken schlugen einen möglichst schnellen und planmäßigen Aufbau der Industrie in den richtigen Proportionen von Schwer- und Leichtindustrie vor. Dieser sollte die ökonomische Basis für das Wachstum der Arbeiterklasse, die Festigung der Diktatur des Proletariats, für die Verwirklichung des Bündnisses von Arbeiterklasse und Bauernschaft sowie der Entwicklung der Landwirtschaft bilden. Es sollte ein schneller Übergang zu einer gesamtstaatlichen Planung erfolgen. Die Plankommission sollte mit den erforderlichen Vollmachten ausgestattet werden.34
Trotzkis Kernaussage war: »Die Arbeiterklasse kann ihre führende Rolle nicht in erster Linie durch den Staatsapparat oder die Armee sondern nur durch die Industrie, die das Proletariat selbst reproduziert, behalten und festigen.»35
Die erweiterte Reproduktion der staatlichen Industrie konnte mangels anderer Quellen vorerst nur durch Mehrwerttransfer aus der Landwirtschaft erfolgen (sogenannte Ursprüngliche Sozialistische Akkumulation). Dieser sollte vor allem durch eine höhere Besteuerung der Kulaken erfolgen.
Die materielle Situation der Arbeiterklasse hatte sich beim Übergang zur NEP wesentlich verschlechtert. Sie sollte wieder verbessert werden durch:
- Starke Lohnerhöhungen
- Rücknahme der besonderen Lohnsenkungen für Frauen und Jugendliche
- Wiederherstellung der sozialen Sicherungssysteme
- Ausweitung des Wohnungsbaus
- Abschaffung der hohen indirekten Steuern
Erst diese sozialen Verbesserungen schaffen die materiellen Voraussetzungen, dass die Arbeiterklasse ihre Macht in Partei und Staat tatsächlich ausüben kann und sie nicht an eine Bürokratie delegieren muss.36
Die Bauernschaft sollte langfristig in Landwirtschaftskommunen organisiert werden auf der Basis striktester Freiwilligkeit. Hierfür sind sofort die politischen Voraussetzungen zu schaffen durch Aufklärung besonders der armen Bauern über die Vorteile des gemeinsamen Wirtschaftens, die Schaffung von Musterkommunen, deren bevorzugte Ausstattung mit Landmaschinen und der Ausarbeitung von Musterstatuten für diese Kommunen.
Trotzki: »Durch die Staatsindustrie geht daher der Weg zur sozialistischen Gesellschaftsordnung.»37
Die so genannten Rechten um Bucharin, Rykow und Tomski sahen in der Förderung der landwirtschaftlichen Produktion die wichtigste Aufgabe. Eine forcierte Industrialisierung sei nicht anzustreben. Mittels Genossenschaften sollten die Bauern in die sozialistische Wirtschaft einbezogen werden und so – im Schneckentempo (Bucharin) – der Sozialismus aufgebaut werden. Doch diese Genossenschaften waren keine Produktions‑, sondern Einkaufs- und Verkaufsgenossenschaften. Sie verblieben in der Zirkulationssphäre. Die hohe Nachfrage besonders der reichen Bauern (Kulaken) würde letztlich auch die Industrieproduktion stimulieren. Eine Kollektivierung der Landwirtschaft wird erst in ferner Zukunft möglich sein.38
Lenin konnte sich an dieser Debatte nicht mehr beteiligen, denn er erlitt bereits im Mai 1922 einen Schlaganfall. Weitere Schlaganfälle folgten und machten ihn zunehmend arbeitsunfähig. Bereits vor seinem Tode im Januar 1924 verbündeten sich Stalin mit Lenins ehemaligen Mitarbeitern Sinowjew und Kamenew. Ihnen gelang es, Trotzki zunehmend zu isolieren und schließlich aus der Parteiführung zu drängen. Stalin erlangte in dieser Zeit als Generalsekretär die nahezu vollständige Kontrolle über den Parteiapparat. Von Wirtschaft hatte er keine große Ahnung. Aber er unterstützte allein aus Antipathie gegenüber Trotzki39 und aus anderen Kalkülen zunächst den Wirtschaftskurs von Bucharin.
Die Folgen der Bucharinschen Politik zeigten sich sehr bald: Bereits im Jahr 1923 begann die so genannte Scherenkrise. Die Preise für Industrieerzeugnisse und für Agrarprodukte klafften immer weiter auseinander. Insbesondere die Industriepreise stiegen rapide an, da die Industrie die Bedürfnisse der Landwirtschaft nicht vollständig erfüllen konnte. Die Preise für Agrarprodukte nahmen dagegen nur unwesentlich zu.
Als Folge der Agrarrevolution stieg die Zahl der selbständigen Bauernhöfe von 16 Millionen auf 25 Millionen, was zu einer Verstärkung der Naturalwirtschaft führte. Das war eine der Ursachen für die Knappheit der Agrarprodukte.40
Nach 1921 erstarkte die Großbauern (Kulaken) schneller als die Bauernschaft allgemein. Die Naturalsteuer lastete auf dem armen Bauern schwerer als auf dem wohlhabenden. Der Getreideüberschuss wurde fast ausschließlich von diesen Kulaken erzielt. Er ermöglichte es ihnen, mit Getreide zu spekulieren und sich zu bereichern, während die kleinen und mittleren Bauern zumindest relativ verarmten.41
Die Regierung ist vor den Forderungen der Kulaken Schritt für Schritt zurückgewichen. Bucharin rief ihnen 1925 zu: »Bereichert euch!»42
In diesem Jahr wurden in der Landwirtschaft die Beschäftigung von Arbeitskräften und die Verpachtung des Bodens legalisiert. Stalin plante sogar, die Nationalisierung des Bodens rückgängig zu machen.
Im Frühjahr 1926 befanden sich 60% des für den Verkauf bestimmten Getreides in den Händen von nur 6% der Bauernwirtschaften. Dem Staat mangelte es zunehmend an Getreide, nicht nur für den Außenhandel, sondern auch für den inneren Bedarf.43
Die Bauernschaft polarisierte sich in wenigen Jahren zwischen dem Kleinkapitalisten auf der einen und dem Knecht auf der anderen Seite. Das waren die unvermeidlichen Folgen der Entfesselung der Marktkräfte. Nur die reicheren, besser mit Zugvieh und Geräten ausgestatteten Bauern konnten Getreide für den Markt liefern, während die ärmeren Bauern überwiegend nur ihren Eigenbedarf decken konnten. Die hierdurch zu erzielenden Einkünfte ermöglichten es den Kulaken, zusätzliches Land zu pachten und Lohnarbeiter auszubeuten, obwohl das in der Sowjetverfassung eigentlich verboten war. Sie konnten zudem ihre Einkünfte vergrößern, in dem sie an arme Bauern, die kein Zugvieh besaßen, Pferde und Maschinen gegen Entgelt ausliehen. Die reichen Bauern wurden immer reicher, die Mittelbauern und die Kleinbauern immer ärmer.44
Die Kulaken suchten nach neuen Möglichkeiten, das akkumulierte Kapital produktiv anzulegen. Sie verbündeten sich mit der ebenfalls neu aufgekommenen Handelsbourgeoisie (»NEP-Leute«) und bereicherten sich an der Spekulation mit Getreide.
Trotzki berichtet: »Überall war die kapitalistische Brandung zu verspüren.»45 Die Folgen blieben nicht aus: »Außerordentliche Hebung des Selbstbewusstseins des Kleinbürgertums von Stadt und Land; Eroberung vieler lokaler Sowjets durch dieses; Zunahme der Kraft und der Selbstsicherheit bei der Bürokratie; wachsender Druck auf die Arbeiter; völlige Tötung der Partei- und Sowjetdemokratie.»46
Insbesondere auf dem Dorfe gewannen die Kulaken aufgrund ihrer ökonomischen Stärke immer größeren politischen und ideologischen Einfluss.
Bucharins Annahme, dass größerer Reichtum der Bauern durch vermehrte Nachfrage auch die Entwicklung der Industrie beschleunigen würde, erwies sich als falsch. Denn die bei den Kulaken akkumulierten Geldmittel gelangten nicht über den Handel in den Staatshaushalt, sondern wurden für allerlei Spekulationsgeschäfte genutzt.47
Im Jahr 1926 forderte die Linke Opposition, der sich Sinowjew und Kamenew angeschlossen hatten, erneut eine beschleunigte Industrialisierung, um so dem Dorf die Industriewaren zu geben, die es dringend benötigte. Zu diesem Zweck sollten die Kulaken stärker besteuert werden. Die herrschende Fraktion um Stalin und Bucharin lehnte diesen Vorschlag jedoch ab.48
Stalin schmetterte damals noch das Verlangen nach einer schnellen Industrialisierung mit einem launigen Vergleich ab: »Der Bau eines Wasserkraftwerks am Dnjepr wäre dasselbe, als wenn sich ein Bauer ein Grammophon statt einer Kuh kaufen würde.»49
4. Liquidierung des Kulakentums als Klasse, Kollektivierung und Industrialisierung
1927 beantworteten die Kulaken den Mangel an Industriewaren mit einem hartnäckigen Belieferungsstreik. Sie fuhren das Getreide nicht auf den Markt und vergrößerten die Aussaat nicht.50
Im Jahr 1928 gewannen die Kulaken die Mittelbauern für sich und verhängten über die Stadt eine Getreideblockade. Die Arbeiterklasse sah sich einer drohenden Hungersnot gegenüber. Stalin und Bucharin behaupten, dass der Kornstreik durch die Feindseligkeit der Kulaken gegenüber der Sowjetmacht ausgelöst wurde.51
»Aber zu solchem Idealismus neigt der Kulak wenig. Wenn er sein Getreide versteckte, so deshalb, weil es unvorteilhaft war, es zu verkaufen. Aus demselben Grunde gelang es ihm, breite Kreise des Dorfes unter seinen Einfluss zu bringen. Bloße Repressalien gegen die Kulakensabotage waren daher sichtlich unzulänglich: Notwendig war eine Änderung der Politik.»52
Kampagnen zur gewaltsamen Getreidebeschaffung wie im Bürgerkrieg blieben ohne durchgreifenden Erfolg. Ganz im Gegenteil: Als Reaktion darauf verweigerten die Kulaken im Herbst 1928 die Aussaat. Landarbeiter und Kleinbauern waren ohne Arbeit. Die sowjetische Landwirtschaft geriet in eine tiefe Krise.53
Unter der Drohung einer großen Hungersnot gab Stalin im Oktober 1928 die Losung der Liquidierung des Kulakentums als Klasse aus und forderte nun die sofortige Kollektivierung der Landwirtschaft. Hierdurch sollten einerseits die Kulaken ausgeschaltet werden, von denen in absehbarer Zeit kein Getreide mehr zu bekommen war. Andererseits sollte auch in der Sowjetunion eine mechanisierte Großraumlandwirtschaft etabliert werden, wie sie in den USA bereits üblich war. Dadurch sollte die landwirtschaftliche Arbeitsproduktivität wesentlich gesteigert und die Ernährung der Bevölkerung endlich sichergestellt werden.
Denn zwischen 1917 und 1930 gab es zahlreiche Hungersnöte in Russland und der Sowjetunion. Der Erfolg der Oktoberrevolution war zumindest teilweise Resultat eines zunehmenden Mangels an Lebensmitteln. Dieser wurde durch den Ersten Weltkrieg und die Unfähigkeit des Zarismus sowie der Provisorischen Regierung hervorgerufen, die Lebensmittel gerecht zu verteilen. Weitere Hungersnöte gab es 1921, 1922 bis 23 und 1924 bis 25. Wichtigste Ursachen waren Dürren und andere Naturkatastrophen. Ernährungsunsicherheit war endemisch und entgegen einer westlichen Legende war auch NEP-Zeit von ihr geprägt. Die Zusammenfassung des stark parzellierten Bodens zu größeren Einheiten war zu einer Überlebensfrage geworden.54
Eine Großraumlandwirtschaft mit Pferd und Hakenpflug konnte es nicht geben. Deshalb wurde jetzt rasch eine moderne technische Ausstattung benötigt, und dazu mussten viele neue Industriebetriebe geschaffen werden. Kollektivierung und beschleunigte Industrialisierung bedingten einander.55
Der 1927 endlich fertiggestellte Entwurf für den ersten Fünfjahresplan sah noch Wachstumsraten von 9 bis 4% pro Jahr vor.56 Im Oktober 1928 riss Stalin das Ruder um 180% herum und verlangte nun die Industrialisierung in kürzester Frist. Der neue Fünfjahresplan sah 20% jährliches Wachstum vor, die das Politbüro kurzerhand auf 30% heraufsetzte und dabei die wechselseitige Abhängigkeit der Wirtschaftszweige aus dem Auge verlor.57
Mit dem ersten Fünfjahrplan sollten also unter anderem diejenigen Industriezweige geschaffen werden, die die dringend notwendigen Landmaschinen für eine Großraumlandwirtschaft produzieren konnten.
Liquidierung des Kulakentums als Klasse, Kollektivierung und Industrialisierung in kürzester Frist entsprangen keinesfalls einer irrationalen, ideologiegetriebenen Politik, wie der Westen behauptet. Ganz im Gegenteil hatte sie ihre objektive Grundlage in den materiellen, ökonomischen und sozialen Entwicklungen der vorangegangenen Jahre. Stalin befand sich in einer Zwangslage, die seine frühere Politik erzeugt hatte. Ihm blieb also nur die Flucht nach vorne, obwohl auch sie katastrophale Nebenwirkungen nach sich ziehen konnte.58
Die Kulaken wurden enteignet, aus den Dörfern ausgesiedelt und in geringer Zahl auch erschossen. Das Dorf wurde damit entkulakisiert. Insgesamt waren nach Archivunterlagen 381.026 Bauern von den Maßnahmen betroffen.59
Im Westen wird behauptet, die Entkulakisierung sei eine reine Willkürmaßnahme gewesen. Es ist zwar zutreffend, dass es keine Klasse der Kulaken gab. Vielmehr handelte es sich bei den Großbauern um eine reale soziale Schicht innerhalb der Klasse der Bauern. Diese hatte sich in der NEP-Periode in wenigen Jahren herausgebildet und war durch die grundfalsche Politik von Stalin und Bucharin der Sowjetmacht nachhaltig entfremdet worden. Von ihnen war im Guten kein Getreide mehr zu bekommen, das die Sowjetunion aber dringend brauchte.
Die Entwicklung der kollektivierten Höfe gibt folgende Tabelle wieder:60
Jahr |
Prozent |
Vor 1928 |
1,7% |
1929 |
3,9% |
1930 |
23,6% |
1931 |
52,7% |
1932 |
61,5% |
Die materiellen Möglichkeiten für die Kollektivierung waren jedoch zunächst noch gar nicht gegeben. Die hierfür erforderliche Ausrüstung mit modernen Traktoren, Mähdreschern und anderen Landwirtschaftsmaschinen für die Bewirtschaftung großer Anbauflächen existierte noch nicht. Man versäumte völlig auch nur die elementarsten politischen Vorbereitungen für den neuen Kurs.61
Stalins Forderung einer sofortigen Kollektivierung führte zu Panik auf dem Lande. Die Bauern wussten häufig gar nicht, was von ihnen verlangt wurde. Wilde Gerüchte machten die Runde. Weder gab es funktionierende, erfolgreiche Kollektivwirtschaften als Musterbetriebe, noch existierten Musterstatuten und Anweisungen, welche Produktionsmittel in welcher Weise vergesellschaftet werden sollten.62
Auch die Frage, ob Bauern eine kleine private Nebenwirtschaft zur Eigenversorgung haben durften, war nicht geklärt. In manchen Fällen wurden auch das Hausvieh und die Hausgeräte kollektiviert. Ale Reaktion darauf schlachteten manche Bauern ihr Vieh und versteckten ihre Getreidevorräte, um ihre eigene Versorgung zu sichern. Daraufhin schritt die Staatsmacht ein. Es kam in einigen Regionen zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Letztlich wurde die Kollektivierung unter Zwang durchgesetzt.63
Die Zahl der Pferde sank um 55% von 34,6 Millionen im Jahr 1929 auf 15,6 Millionen im Jahr 1934; die Rinder gingen um 40% von 30,7 auf 19,5 Millionen zurück.64
Erst langsam, im Verlauf von mehreren Jahren begannen sich die neuen Produktionsverhältnisse einzuspielen. Erst ab 1932 konnten Traktoren und Landmaschinen in größerer Zahl geliefert werden, die das abgeschlachtete Zugvieh ersetzen konnten. Auch wurden die größten Missstände abgestellt und unfähige Leiter abgelöst.
Der Kurs auf die forcierte Kollektivierung war aufgrund der Notwendigkeit entstanden, die Politik der Jahre 1923 bis 28 in kurzer Zeit korrigieren zu müssen. »Dennoch hätte die Kollektivierung in vernünftigerem Tempo und planmäßigeren Formen geschehen können und sollen. Als Herrin der Macht und der Industrie hätte die Bürokratie den Kollektivierungsprozess so regulieren können, dass das Land nicht an den Rand der Katastrophe gebracht worden wäre. Man konnte und musste ein Tempo wählen, das den materiellen und moralischen Ressourcen des Landes besser entsprochen hätte.»65
Wie wir oben gesehen haben, hat sich die Kollektivierung von 1928 bis 1932 erstreckt. Es wäre zum Beispiel denkbar gewesen, die Kollektivierung in denjenigen Landesteilen zu beginnen, die bereits mit Traktoren und anderen Landmaschinen versorgt werden konnten. Die Zeit bis dahin hätte in den anderen Landesteilen für eine intensive propagandistische Vorbereitung der Kollektivierung genutzt werden können.
Der erste Fünfjahrplan war ein Ereignis von welthistorischer Bedeutung. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit wurde der Versuch unternommen, die Wirtschaftsentwicklung eines riesigen Landes nach einem Gesamtplan zu organisieren und zu leiten. Er wurde ausgearbeitet, um die Sowjetunion in forciertem Tempo aus einem Agrarland in ein Industrieland zu verwandeln. Dabei wurde weitgehend, wenn auch stillschweigend auf die Vorschläge von Trotzki, Sinowjew und Kamenjew zurückgegriffen.
Das erforderte auch eine riesige Arbeit auf dem Gebiet der Wirtschaftswissenschaften, der Planungs- und Bilanzmethodik, sowie der Leitungsmechanismen der Volkswirtschaft. Vorbilder im Kapitalismus gab es keine.
Es gab aber auch Probleme. Die Arbeiter waren mit den neuen Maschinen nicht vertraut und machten Bedienungsfehler. Übereifrige Funktionäre witterten darin Schädlingstätigkeit besonders der Spezialisten, die dadurch eingeschüchtert wurden und nur noch Dienst nach Vorschrift machten. Anstatt durch eine bessere Arbeitsorganisation und Ausbildung suchte man die Arbeitsproduktivität vor allem durch eine Erhöhung der Arbeitsintensität zu steigern, wofür die Stachanow-Bewegung steht. Tatsächlich aber ist die Steigerung der Arbeitsproduktivität in erster Linie von der Technik, guter Arbeitsorganisation, vom Qualifikationsniveau der Arbeiter, ihrer Motivation und materiellen Interessiertheit abhängig.
In kurzer Zeit entstand in einem riesigen Kraftakt eine große Zahl neuer Werke der Eisenhütten- und Stahlindustrie, völlig neu geschaffen wurden die Automobilindustrie, die Traktorenindustrie, die Chemieindustrie, ein leistungsfähiger Schwermaschinenbau und Landmaschinenbau sowie eine Reihe weiterer Industriezweige. So wurde aus dem rückständigen Russland mit vorwiegender Landwirtschaft in kurzer Zeit ein mächtiges Industrieland. Zugleich wurde damit auch der praktische Beweis für die Überlegenheit der sozialistischen Planwirtschaft gegenüber der kapitalistischen Marktwirtschaft mit ihren ständigen Krisen erbracht.66
Mit den beiden Fünfjahrplänen erhielt die Sowjetunion die moderne industrielle Basis, die für den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft unerlässlich ist, allerdings mit einer erheblichen Verspätung, die nicht erforderlich gewesen wäre, wenn es eine Führung gegeben hätte, die sich mehr von sachlichen Erwägungen und Erkenntnissen als von machtpolitischen Ambitionen, künstlich erzeugten ideologischen Auseinandersetzungen und persönlichen Aversionen hätte leiten lassen.67
5. Die Hungersnot der Jahre 1932 und 33
Im diesem Kontext auf dem Höhepunkt der Übergangskrise von der individuellen Parzellenwirtschaft zur Kollektivwirtschaft ereignete sich die große Hungernot der Jahre 1932 und 33, die vom Westen als Hungerholocaust geframt wird. Tatsächlich fanden entsprechende Thesen der wissenschaftlichen Aktivisten Applebaum und Snyder in der Geschichtswissenschaft keine günstige Aufnahme. Es gibt immer noch eine Reihe von liberalen Wissenschaftlern, die ernsthaft um die Erforschung der Wahrheit bemüht sind und es keinesfalls goutieren, dass die Geschichte infolge postmoderner Beliebigkeit zu einem Steinbruch für die tagesaktuellen propagandistischen Bedürfnisse der Regierungen degradiert wird. Einer von ihnen ist der amerikanische Historiker Mark B. Tauger. Nach ausgiebigen Quellenstudien kam er zu der Schlussfolgerung, dass das Narrativ vom Hunger als Waffe gegen die Ukraine grundfalsch ist. Darüber hinaus stellte er fest, dass die große Hungersnot überwiegend – aber nicht ausschließlich – auf natürliche Ursachen zurückzuführen ist. Es handelte sich um eine Naturkatastrophe, die durch eine falsche Politik verschlimmert wurde.
Zahlreiche Originaldokumente und Studien zeigen, dass die Hungersnot keinesfalls auf die Ukraine beschränkt war. Sie betraf vielmehr ländliche und städtische Regionen in der gesamten Sowjetunion und auch das Militär. Letzteres wäre nicht vorgekommen, wenn die Hungersnot von Stalin künstlich verhängt worden wäre.68
Die einzig plausible Erklärung ist, dass die Ernten von 1931 und 1932 viel geringer gewesen sein musste, als die offiziellen Statistiken angegeben hatten. Denn diese hatten tatsächlich eine durchschnittliche Ernte verzeichnet. Allerdings standen 1932 nur 13,7 Millionen Tonnen für die Ernährung der Menschen außerhalb der Landwirtschaft zur Verfügung. Im Jahr 1931 waren es noch 18,8 Millionen Tonnen gewesen. Dieser Rückgang muss auf eine geringere Ernte zurückgeführt werden. Die Ernte von 1932 kann demnach nur bei 50 bis 55 Millionen Tonnen gelegen haben. Sie muss um 20% niedriger gewesen sein als die offiziell angegebenen 70 Millionen Tonnen.69
Die Regierung exportierte auch noch auf dem Höhepunkt der Hungersnot zu Beginn des Jahres 1933 Getreide. Allerdings nur 220.000 Tonnen, weniger als 1 Prozent der Ernte entsprechend den niedrigsten Schätzungen.70 Der Rest wurde vollständig für die Ernährung der Bevölkerung und die Wiederaussaat genutzt. Der Getreideexport kann demnach nicht für die Hungersnot verantwortlich gemacht werden.
Wie kommt diese Diskrepanz zwischen offiziellen Zahlen und tatsächlichen Ernteerträgen zustande? Hierzu muss man wissen, dass das System zur Erfassung der tatsächlichen Ernte in den 30er Jahren in der Sowjetunion noch unentwickelt und fehleranfällig war. Die sowjetischen Landwirtschaftsbehörden misstrauten aus gutem Grund den tendenziell zu geringen Ernteangaben der Bauern. Denn davon hing die Höhe der Naturalsteuer ab. In den frühen 30er Jahren entwickelte man deshalb ein System der Ernteschätzung auf dem Halm (so genannte »biologische Ernte«). Von einer reinen Beobachtung und Abschätzung ging man bald zur Auszählung der Pflanzen in 1x1-Meter Probeflächen über. Mit dieser Methode war es zwar möglich, einige natürliche Faktoren wie Dürre zu erkennen, die zu geringen Ernten führen, aber eben nicht alle.71
Wie oben gezeigt, kamen in den 20er Jahren in der Sowjetunion häufiger Hungersnöte vor. Aber auch die sonstigen Welt war zu Beginn der 30er Jahren von zahlreichen Hungersnöten geplagt: Die USA erlebten 1931 bis 32 die große Dürre in den Südstaaten. In China verursachten katastrophale Überschwemmungen 1931 und 1932 Millionen Tote. Französisch-Westafrika erlebte aufgrund einer Dürre und einer Heuschreckenplage 1931 bis 32 die größte jemals verzeichnete Hungersnot.72 Überhaupt waren noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Missernten gar nicht so selten. Die Landwirtschaft war deutlich anfälliger und die Ernten pro Hektar geringer als nach der so genannten Grünen Revolution, die in den 60er Jahren stattfand. Diese Grüne Revolution war geprägt durch neue Hochertragssorten und den zunehmenden Einsatz von Insektiziden, Fungiziden und Herbiziden. Dadurch konnten die Erträge wesentlich gesteigert und die meisten Pflanzenkrankheiten zurückgedränt werden.
1932 war in der Sowjetunion kein besonders trockenes Jahr. Der Regen fiel früh und reichlich, was normalerweise hohe Enten verspricht. Aber Regen kann auch günstige Bedingungen für die Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten, Unkräutern und tierischen Schädlingen schaffen.
Bisher nicht ausgewertete Dokumente belegen, dass die sowjetische Landwirtschaft 1932 unter einer außerordentlich schweren Kombination von Pflanzenkrankheiten und Schädlingen litt. Die wichtigste Pflanzenkrankheit war der Befall mit Rostpilzen. Meistens sehen die Ähren ganz normal aus, aber sie sind taub und leer, wenn die Pflanzen befallen sind. Das merkt man jedoch erst bei der Ernte, soweit keine Spezialisten die Pflanzen begutachten. Die Erträge können um bis zu 60% geringer ausfallen als normal.73
Rostpilze waren die destruktivste und am stärksten verbreitete Pflanzenkrankheit. Sie sind auch heute noch ein gewisses Problem. Starker Rostpilzbefall mit entsprechenden Ernteausfällen kam in den USA 1935, 1940 und 1954 vor. Rostpilzsporen wurden von der US-Armee sogar als biologische Waffe betrachtet und deshalb eingelagert. Rostpilz ist schwierig zu bekämpfen. Die wichtigsten Methoden sind das Aufbringen von Fungiziden und die Züchtung von resistenten Sorten. Diese Hochertragssorten der Grünen Revolution und wirksame Fungizide standen jedoch in den 30er Jahren noch nicht zur Verfügung.74
1932 bereitete sich Rostpilzbefall über ganz Osteuropa aus. Gewitter trieben rote Sporenwolken vor sich her, die große Flächen in Deutschland, Rumänien, den Balkan, die Tschechoslowakische Republik und Polen verseuchten, mit entsprechenden Ernteverlusten. Der Wind trieb die Sporenwolken auch in die Sowjetunion, wo Rostpilze große Ernteausfälle auslösten. Die US-Agronomen Cairns und Schiller bemerkten 1932 bei ihren Reisen durch die Sowjetunion weitverbreiteten Rostpilzbefall, auch auf der Sowchose Gigant.75
Dass eine Rostpilzinfektion für Nichtfachleute nur schwer zu erkennen ist, kann erklären, warum zahlreiche Erinnerungen und Zeugenaussagen von einer guten Ernte berichteten. Auch die Mitarbeiter der OGPU, dem damaligen Staatssicherheitsorgan, waren keine Agrarspezialisten und berichteten deshalb von einer guten Ernte. Mitarbeiter des Volkskommissariats für Landwirtschaft (im Folgenden abgekürzt: VoKoLand), die für Pflanzenkrankheiten zuständig waren, berichteten jedoch von Ernteausfällen von 50% bis zu 70% in einigen Regionen infolge Rostpilzbefalls. Besonders stark betroffen waren 1932 der Nordkaukasus und die Ukraine.76
Der Rostpilzbefall wurde 1932 in seinen Ausmaßen nicht völlig verstanden. Erst gegen Ende der 30er Jahre demonstrierte der Pflanzenpathologe N.A. Naumow, dass der Rostpilz 1932 eine Massenvermehrung durchmachte. Er infizierte ganz Osteuropa und sogar die ganze nördliche Hemisphäre.77
Große Ausbrüche von Getreidebrand verursachten ebenfalls substanzielle Ernteverluste. Wie bei Rostpilzbefall verändert auch Getreidebrand nicht das Aussehen der Pflanze. Die Getreidekörner sind jedoch mit einer schlammigen oder staubigen Substanz gefüllt, die Pilzsporen enthält. Diese Substanz kann auch gesundes Getreide kontaminieren, das dann eine dunkle Färbung annimmt und schlecht riecht. Getreidebrand war ein großes Problem in der Sowjetunion während der NEP-Periode.78
Nach sowjetischen Angaben von 1933 verursachten Rostpilzbefall und Getreidebrand 1932 einen Ernteausfall von 9 Millionen Tonnen. Das sind 13% der offiziellen Ernte und 20% der niedrigen Schätzung.
Eine weitere weit verbreitete Pflanzenkrankheit war das Mutterkorn.79 Die von ihm hervorgerufene Krankheit wird Veitstanz oder Antoniusfeuer genannt.
Das warme, humide Wetter führte auch zu einem enormen Insektenbefall, vor allem von Heuschrecken und Motten. Eine agronomische Zeitschrift berichtete über eine Massenvermehrung der asiatischen Heuschrecke in Dagestan, der unterem Wolga, im Uraldelta, dem Nordkaukasus und dem Kalmykischen Oblast. Auch zahlreiche OGPU-Berichte erwähnen diese Masseninfektionen.80
Gleichzeitig galt die Abteilung des VoKoLand, die sich mit der Insektenbekämpfung beschäftigt, als überarbeitet, uneffektiv und unfähig. Insbesondere ihre lokalen Mitarbeiter waren stark von der Hungersnot betroffen und konnten so ihren Aufgaben nur unzureichend nachgehen.81
Hinzu kamen 1932 eine Massenvermehrung von Mäusen und eine massenhafte Ausbreitung von Getreideunkräutern.82
Auch menschliche Faktoren spielten bei der Hungersnot von 1932 und 33 eine Rolle. Ein wichtiger Faktor war die stark zurückgehende Anzahl der Zugtiere. Viele Bauern verkauften oder schlachteten ihren Viehbestand, entweder aus Protest gegen die Kollektivierung, weil sie ihre Tiere nicht den Kolchosen überlassen wollten oder wegen unrealistischer Versprechungen der Behörden über die Mechanisierung. Zugtiere wurden auch Opfer der geringen Ernten zu Beginn der 30er Jahre. Sie konnten häufig nicht mehr durchgefüttert werden.83
Das allein kann jedoch die Hungersnot nicht ausgelöst haben. Denn der Tiefpunkt an Pferdestärken (kombiniert Tiere und Traktoren) wurde 1933 erreicht. Die Ernte dieses Jahres war aber bedeutend höher als in den beiden Vorjahren.84
Aufgrund der Entkulakisierung wurden zusammen mit den Angehörigen 1,8 Millionen Menschen aus den Dörfern ausgesiedelt. Zusätzlich flohen mehr als 1 Million Bauern aus den Dörfern in die sich rasch entwickelnden Industriestädte, weil sie befürchteten, als Kulak eingestuft zu werden (»Selbstentkulakisierung«). Mit ihren Angehörigen waren das 9 bis 12 Millionen Menschen. Hierdurch verschlechterte sich die ländliche Arbeitskräftesituation beträchtlich.85
Widerstand der Bauern gegen die Kollektivierung existierte, aber er kann nicht die Hauptursache für geringe Ernten und die folgende Hungersnot gewesen sein. Denn das würde bedeuten, dass eine große Anzahl der Bauern ihre Familien und Nachbarn ohne substanzielle Nahrung bis zur nächsten Ernte gelassen hätte. Das Argument kann auch nicht erklären, warum der Widerstand gegen die Kollektivierung 1932 bedeutend größer gewesen sein sollte als 1931 und 1933.86
Die OGPU berichtete in einigen Regionen zwar von aktiven Widerstandshandlungen der Bauern gegen die Kollektivierung wie zum Beispiel Brandstiftungen. Aber diese kamen längst nicht überall vor.87
Viel schwerwiegender war, dass in den ersten Jahren der Kollektivierung den Kolchosen nur unzureichend Maschinen, Transportmittel, Fachpersonal, Nahrungsmittel und Treibstoffe bereit gestellt werden konnten. Durch die Hungersnot ging auch die Industrieproduktion zeitweise zurück. Fabriken sandten zum Beispiel defekte Maschinen wie Mähdrescher ohne Motoren, oder weigerten sich, Bestellungen für Ersatzteile anzunehmen, was die Reparaturkapazität zum Zusammenbruch brachte. Lieferungen wurden häufig fehlgeleitet, was dazu führte, dass einige Regionen einen Überfluss an Landmaschinen hatten, die in anderen völlig fehlten.88
Die von der Partei eingesetzten Leiter der Kolchosen hatten zunächst ungenaue und unzureichende Informationen über die lokalen Bedingungen. Sie hatten häufig auch Schwierigkeiten mit der Verwaltung der landwirtschaftlichen Arbeiten des Kolchos. So ließen sie zum Beispiel Getreide an Stellen aussäen, die ungeeignet waren. Sie ließen das Saatgut auch nicht gegen Getreidebrand behandeln. Manche waren Alkoholiker und misshandelten die Bauern. Andere wiederum blieben in ihren Büros in den Bezirksstädten und vermieden es, Verantwortung für die Arbeiten vor Ort zu übernehmen.89
In vielen Fällen weigerten sich die Bauern zu arbeiten oder sie arbeiteten langsam. Die Begründung hierfür war, dass der Kolchos die Bauern nicht bezahlt hatte und sie deshalb keine Nahrungsmittel hatten. Überhaupt schwächte der Hunger die Menschen.
Die OGPU berichtete über zahlreiche feindselige Äußerungen der Bauern gegenüber der Sowjetmacht.90
Diese Probleme plagten große Teile der Kolchosen bereits im Jahr 1931. Die Missernte verschlimmerte sie im folgenden Jahr. Andererseits war die Ernte 1933 beträchtlich höher als in den beiden Vorjahren. Dies kann nur dadurch erklärt werden, dass die von der Hungernot geplagten Bauern nun doch besonders hart arbeiteten, um sie zu überwinden.91
Menschgemachte Faktoren trugen also zur geringen Ernte 1932 bei. Knappheit an Zugtieren, Mangel an Arbeitskräften, allgemeine ökonomische Probleme, Missmanagement und Bauernwiderstand verschärften die durch Naturkatastrophen hervorgerufenen Ernteausfälle.
Zudem trat 1932 eine Erschöpfung der Bodenfruchtbarkeit auf als Folge des fehlenden Fruchtwechsels. Dies führte zu abnehmenden Ernteerträgen. In einigen Regionen der Wolga und im Nordkaukaus wurden dieselben Felder fünf bis 9 Jahre lang mit Getreide bebaut. VoKoLand-Mitarbeiter stießen bei ihren Versuchen, einen Fruchtwechsel in der Wolgaregion einzuführen, auf große Schwierigkeiten. Nicht zuletzt war kein zusätzliches Land hierfür vorhanden.92
Die wichtigsten Quellen für die Verhältnisse in der Landwirtschaften waren die OGPU-Berichte. Die OGPU-Mitarbeiter konnten aber, die sie keine Agrarspezialisten waren, die Pflanzenkrankheiten wie Rostpilzbefall, Getreidebrand und auch die Mäuseplage nicht erkennen. Die OGPU konzentrierte sich auf die sichtbarsten Ereignisse wie Insektenplagen und Versuche der Dekollektivierung.93
Selbst wenn alle Pflanzenkrankheiten und Pagen korrekt berichtet worden wären, wären diese Informationen durch das schiere Volumen anderer Berichte über die zahlreichen Krisen in der Sowjetunion zur Zeit des ersten Fünfjahrplanes beiseite gedrängt worden. Vielen Landesteile drohten in Chaos zu versinken. Es gab einen riesigen Arbeitskräftemangel, Lebensmittelknappheit, Arbeiterproteste und Produktionsrückgänge. Alle dieser schwer lösbaren Probleme verlangten die Aufmerksamkeit der Führung. Rat der Volkskommissare, Zentralkomitee und Politbüro wurden mit Berichten geradezu überschwemmt, die häufig langwierige Diskussionen nach sich zogen.
Die Mitglieder der Führung waren allesamt keine Landwirtschaftsspezialisten und haben wohl die Brisanz einiger doch eingehenden Berichte über Pilzbefall und zunehmender Unkrautverseuchung nicht voll verstanden. Für sie war vor allem Dürre wichtigste natürlich Ursache von Hungersnöten. Von Pflanzenkrankheiten und der Dynamik von Plagen verstanden sie wenig. Da das Jahr 1932 recht feucht war, sahen sie keine Gefahr für die Ernte. Hinzu kamen die oben erwähnten fehlerhaften Ernteschätzungen.94
Erst im Juli 1932 erließ das Politbüro eine Reihe von Dekreten, die die Schädlingsbekämpfung intensivierte. Das aber war in jedem Fall schwierig. Denn effektive Insektizide standen damals noch nicht zur Verfügung.95 Im August 1932 unternahm die Führung energische Schritte zur Bekämpfung von Unkräutern und zur Steigerung der Ernte. Erst jetzt merkte sie, dass die Ernte sehr gering ausfallen könnte. Für Stalin war vor allem schlechte Planung und Missmanagement im VoKoLand die Hauptursache der Krise. Die sowjetische Führung glaubte jedoch immer noch nicht, dass es zu einer Hungersnot kommen würde, weil es keine Dürre gab. Die Ernte schien nicht signifikant geringer als 1931. Sie war mit zahlreichen Fällen von Missmanagement auf jeder Ebene der Regierung konfrontiert. Deshalb war für Stalin der Widerstand der Bauern gegen die Kollektivierung die wichtigste Ursache des Widerspruchs zwischen den hohen Ernteschätzungen und den geringen Beschaffungsquoten.96
Erst im September 1932 scheint die Führung erkannt zu haben, dass es große Probleme in der Landwirtschaft gab, die die Ernte stark vermindert hatten obwohl keine große Dürre aufgetreten ist. Darauf deuten die Dekrete zur Unkrautbekämpfung und zur Verbesserung der Fruchtfolge hin. Bereits im Sommer 1932 wurden die Beschaffungsziele für bestimmte Regionen und sogar die gesamte Ukrainische SSR reduziert. Offenbar war der Führung bereits zu diesem Zeitpunkt bekannt, dass die Ernte in bestimmten Regionen gering ausfallen würde.97
Um die Nutzung der Landmaschinen zu verbessern, wurden 1933 staatliche Maschinen-Traktor-Stationen eingerichtet und demnach die Nutzung der Landmaschinen den Kolchosen entzogen. Zudem wurden viele unfähige Kolchosvorsitzende abgesetzt.98
Die Hungernot von 1932/33 ist nur verständlich im Kontext der chronischen Landwirtschaftskrise der frühen Sowjetunion und der Interaktion zwischen Umweltfaktoren und menschlichen Handlungen. Hauptursache der Hungersnot von 1932 war eine ungewöhnliche Kombination von Naturkatastrophen in einem Land, das hierfür sehr anfällig war.
Der Sowjetunion gelang es durch ihr Rationierungssystem, 50 Millionen Menschen zu versorgen, wenn auch unzureichend. Dies ermöglichte es den Bauern im Jahr 1933 mit größerer Intensität zu arbeiten und so die Ernte zu sichern.
6. Fazit
Bei der Behauptung eines Hungerholocausts, der von Stalin bewusst als Waffe eingesetzt wurde, handelt es sich um eine bewusst in die Welt gesetzte Lüge, die mit der Realität nichts zu tun hat. Dies gilt auch dann, wenn man die überzeugenden Schlussfolgerungen von Mark B. Tauger über die Hungersnot als Naturkatastrophe, die durch menschliche Handlungen verschlimmert wurde, nicht teilt.
Das Narrativ vom »Holodomor« dient im Allgemeinen dazu, den »Kommunismus« als massenmörderische Ideologie abzustempeln und in der Bevölkerung jeden Gedanken an eine Alternative zum Kapitalismus zu ersticken.
Es dient aber heute im Speziellen dazu, genuin faschistisches Gedankengut auch im Westen wieder salonfähig zu machen. Dies ist offenbar angesichts des als Vernichtungskrieges geplanten Wirtschaftskrieges des Westens gegen Russland ausdrücklich erwünscht. Angesichts der damaligen und heutigen angeblichen monströsen Verbrechen an den Ukrainern gewinnen dortige Forderungen, die russische Staatlichkeit zu vernichten und die russische Bevölkerung auszurotten, auch im Westen zunehmend an Sympathie. Durch das Narrativ vom Holodomor wird der deutsche Faschismus rehabilitiert. Sein Aggressionskrieg gegen die Sowjetunion, dem 27 Millionen Menschen zum Opfert fielen, erscheint als Befreiungskrieg der Ukraine und die Nazi-Kollaborateure wie Stephan Bandera als Helden und Befreier.
Mit der Wirklichkeit hat das Narrativ vom Holodomor nichts zu tun. Dabei ist unbestritten, dass Stalin schwere politische Fehler und auch Verbrechen begangen hat. Aber das, was ihm unterstellt wird – ganze Völker auszurotten und Hunger als Waffe zu verwenden – hat der deutsche Faschismus ausgiebig selbst praktiziert. Und heute praktiziert der Westen die gleiche Strategie. Wenn Annalena Baerbock die russische Wirtschaft ruinieren will, bedeutet das, dass die Russen auch einer Hungersnot ausgesetzt werden sollen, um deren Politik zu ändern. So ist der Westen bereits im Irak und in Syrien vorgegangen. Russland dagegen liefert nach wie vor seine Energierohstoffe an seine Feinde.
Dass eine Kollektivlandwirtschaft keinesfalls Rückschritt und niedrige Ernten bedeuten muss, belegen die Verhältnisse in der DDR. Zwar wurde auch dort zu Beginn der 60er Jahre auf Großbauern Druck ausgeübt, den LPGs beizutreten. Allerdings wurden diese Großbauern später häufig selbst zu LPG-Vorsitzenden gewählt, da sie viel von Landwirtschaft verstanden. In den 80er Jahren erreichte die DDR-Landwirtschaft 90% der Ernteergebnisse der BRD und konnte das Land stabil mit Lebensmitteln versorgen. Im Vergleich dazu konnte die Arbeitsproduktivität in der DDR-Industrie nur 50% derjenigen der BRD erreichen. Insofern war die Landwirtschaft eine der größten Erfolge der DDR. Im Unterschied zu den überarbeiteten Kleinbauern der BRD hatten die Genossenschaftsbauern der DDR geregelte Arbeitszeiten, einen Anspruch auf Jahresurlaub und lebten in großer sozialer Sicherheit.
7. Verwendete Literatur
- Anne Applebaum: Ukraine must win, 22.03.2022, The Atlantic, im Internet: https://www.theatlantic.com/ideas/archive/2022/03/how-democracy-can-win-ukraine/627125/, abgerufen am 04.05.2022.
- Jens Uwe Gerloff / Alfred Zimm: Ökonomische Geographie der Sowjetunion, Gotha / Leipzig 1978
- Grundgesetz der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR) vom 10. Juli 1918, im Internet: http://www.verfassungen.net/rus/verf18‑i.htm, abgerufen am 04.05.2022.
- Dagmar Henn: »Russen sind keine Europäer« – Aus Florence Gaub spricht die NATO, RT, 22.04.2022, im Internet: https://de.rt.com/meinung/136713-russen-sind-keine-europaer-aus/, abgerufen am 04.05.2022
- Dagmar Henn: Der Brand, der die Welt bedroht, wurde in Odessa gelegt, 02.05.2022, RT, im Internet: https://de.rt.com/meinung/137483-brand-welt-bedroht-wurde-in/, abgerufen am 04.05.2022.
- Alfred Kosing: Aufstieg und Untergang des realen Sozialismus, Berlin 2017
- Leo N. Kritzman: Die heroische Periode der großen russischen Revolution, Frankfurt am Main 1971 (Deutsche Erstausgabe 1929)
- Wladislaw Sankin: Die Theorie vom »ukrainischen Holocaust«, ihre Urheber und ihre deutschen Unterstützer, 28.06.2020, RT, im Internet: https://de.rt.com/europa/103891-die-theorie-vom-ukrainischen-holocaust-ihre-urheber-deutsche-unterstuetzer/, abgerufen am 04.05.2022.
- Mark B. Tauger: Natural Disaster and Human Actions in the Soviet Famine of 1931 – 1933, The Carl Beck Papers, Number 1506, Juni 2001, im Internet: https://carlbeckpapers.pitt.edu/ojs/index.php/cbp/article/view/89, abgerufen am 04.05.2022.
- Douglas Tottle: Fraud, Famine and Fascism, Toronto 1987
- Leo Trotzki: Mein Leben, Frankfurt am Main 1974 (deutsche Erstausgabe 1929)
- Leo Trotzki: Geschichte der Russischen Revolution, Band 1: Februarrevolution, 1930, E‑Buchausgabe
- Leo Trotzki: Geschichte der Russischen Revolution, Band 2: Oktoberrevolution, 1930, E‑Buchausgabe
- Leo Trotzki: Verratene Revolution, Essen 1990 (Erstausgabe 1936)
Verweise
1 Vgl. Anne Applebaum: Ukraine must win, 22.03.2022, The Atlantic, im Internet: https://www.theatlantic.com/ideas/archive/2022/03/how-democracy-can-win-ukraine/627125/, abgerufen am 04.05.2022.
2 Vgl. Dagmar Henn: »Russen sind keine Europäer« – Aus Florence Gaub spricht die NATO, RT, 22.04.2022, im Internet: https://de.rt.com/meinung/136713-russen-sind-keine-europaer-aus/, abgerufen am 04.05.2022.
3 Allein diese Behauptung ist eine unverschämte Lüge. In den östlichen Oblasten der Ukraine leben hauptsächlich ethnische Russen, nicht etwa Ukrainer noch weiter im Osten.
4 Vgl. Douglas Tottle: Fraud, Famine and Fascism, Toronto 1987, S. 31ff.
5 Vgl. Tottle a.a.O., S. 21ff
6 Vgl. Wladislaw Sankin: Die Theorie vom »ukrainischen Holocaust«, ihre Urheber und ihre deutschen Unterstützer, 28.06.2020, RT, im Internet: https://de.rt.com/europa/103891-die-theorie-vom-ukrainischen-holocaust-ihre-urheber-deutsche-unterstuetzer/, abgerufen am 04.05.2022.
7 Vgl. Sankin 2020, a.a.O.
8 Vgl. Dagmar Henn: Der Brand, der die Welt bedroht, wurde in Odessa gelegt, 02.05.2022, RT, im Internet: https://de.rt.com/meinung/137483-brand-welt-bedroht-wurde-in/, abgerufen am 04.05.2022.
9 Vgl. Sankin 2020, a.a.O.
10 Vgl. Jens Uwe Gerloff / Alfred Zimm: Ökonomische Geographie der Sowjetunion, Gotha / Leipzig 1978, S. 39.
11 Gerloff / Zimm 1978, a.a.O., S. 42
12 Leo Trotzki: Geschichte der Russischen Revolution, Band 1: Februarrevolution, Kapitel 3: Proletariat und Bauernschaft, 1930, E‑Buchversion
13 von insgesamt 16 Millionen Wirtschaften
14 Eine Dessjatine entspricht 1,1 Hektar.
15 Vgl. Trotzki 1930, Kapitel 3, a.a.O.
16 Trotzki 1930, Band 1, Kapitel 3, a.a.O.
17 Vgl. Trotzki 1930, Band 1, Kapitel 3, a.a.O.
18 Trotzki 1930, Band 1, Kapitel 3, a.a.O.
19 Vgl. Trotzki 1930, Band 1, Kapitel 20, a.a.O.
20 Trotzki 1930, Band 1, Kapitel 20, a.a.O.
21 Trotzki 1930, Band 1, Kapitel 20, a.a.O.
22 Vgl. Trotzki 1930, Band 2, Kapitel 15, a.a.O.
23 Leo Trotzki: Geschichte der Russischen Revolution, Band 2: Oktoberrevolution, 1930, Kapitel 15, a.a.O.
24 Trotzki 1930, Band 2, Kapitel 15, a.a.O.
25 Trotzki 1930, Band 2, Kapitel 24, a.a.O.
26 Grundgesetz der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR) vom 10. Juli 1918, im Internet: http://www.verfassungen.net/rus/verf18‑i.htm, abgerufen am 04.05.2022.
27 Trotzki 1930, Band 2, Kapitel 15, a.a.O
28 Trotzki 1930, Band 1, Kapitel 20, a.a.O.
29 Vgl. Leo Trotzki: Verratene Revolution, Essen 1990 (Erstausgabe 1936), S. 42
30 Vgl. Trotzki 1990, a.a.O., S. 39
31 Trotzki 1990, a.a.O., S. 39
32 Vgl. Leo N. Kritzman: Die heroische Periode der großen russischen Revolution, Frankfurt am Main 1971 (Deutsche Erstausgabe 1929), S. 98
33 Vgl. Trotzki 1990, a.a.O., S. 40f
34 Alfred Kosing: Aufstieg und Untergang des realen Sozialismus, Berlin 2017, S. 140
35 Zitiert nach: Kosing a.a.O., S. 140
36 Vgl. Kosing a.a.O., S. 159f
37 Zitiert nach: Kosing a.a.O., S. 140
38 Vgl. Kosing a.a.O., S. 148
39 Im Bürgerkrieg sah sich Trotzki als Kriegskommissar gezwungen, Stalin und seiner Clique in Zarizyn, dem heutigen Wolgograd, auf die »Hühneraugen« zu treten, da letzterer als Leiter der Verteidigung der Stadt die Befehle des Generalstabs der Roten Armee wiederholt missachtet hatte, vgl. Leo Trotzki: Mein Leben, Frankfurt am Main 1974 (deutsche Erstausgabe 1929), S. 375ff
40 Vgl. Trotzki 1990, a.a.O., S. 42
41 Vgl. Trotzki 1990, a.a.O., S. 42
42 Vgl. Trotzki 1990, a.a.O., S. 43
43 Vgl. Trotzki 1990, a.a.O., S. 44
44 Vgl. Trotzki 1990, a.a.O., S. 43, Kosing a.a.O., S. 148
45 Trotzki 1990, a.a.O., S. 43
46 Trotzki 1990, a.a.O., S. 44
47 Vgl. Kosing a.a.O., S. 148
48 Vgl. Kosing a.a.O., S. 156
49 Trotzki 1990, a.a.O., S. 45
50 Vgl. Trotzki 1990, a.a.O., S. 46
51 Vgl. Trotzki 1990, a.a.O., S. 49
52 Trotzki 1990, a.a.O., S. 49
53 Vgl. Trotzki 1990, a.a.O., S. 49
54 Vgl. Mark B. Tauger: Natural Disaster and Human Actions in the Soviet Famine of 1931 – 1933, The Carl Beck Papers, Number 1506, Juni 2001, im Internet: https://carlbeckpapers.pitt.edu/ojs/index.php/cbp/article/view/89, abgerufen am 04.05.2022.
55 Kosing a.a.O., S. 185
56 Vgl. Trotzki 1990, a.a.O., S. 48
57 Vgl. Trotzki 1990, a.a.O., S. 49
58 Vgl. Kosing a.a.O., S. 175
59 Vgl. Tauger a.a.O., S. 23
60 Trotzki 1990, a.a.O., S. 53
61 Vgl. Trotzki 1990, a.a.O., S. 54
62 Vgl. Kosing a.a.O., S. 176
63 Vgl. Kosing a.a.O., S. 177
64 Vgl. Trotzki 1990, a.a.O., S. 55
65 Trotzki 1990, a.a.O., S. 55
66 Vgl. Kosing a.a.O., S. 184ff.
67 Vgl. Kosing a.a.O., S. 191
68 Vgl. Tauger a.a.O., S. 1
69 Vgl. Tauger a.a.O., S. 3
70 Vgl. Tauger a.a.O., S. 4
71 Vgl. Tauger a.a.O., S. 40
72 Vgl. Tauger a.a.O., S. 8
73 Vgl. Tauger a.a.O., S. 13
74 Vgl. Tauger a.a.O., S. 13
75 Vgl. Tauger a.a.O., S. 14f
76 Vgl. Tauger a.a.O., S. 15
77 Vgl. Tauger a.a.O., S. 16
78 Vgl. Tauger a.a.O., S. 16
79 Vgl. Tauger a.a.O., S. 17
80 Vgl. Tauger a.a.O., S. 18
81 Vgl. Tauger a.a.O., S. 38f
82 Vgl. Tauger a.a.O., S. 38
83 Vgl. Tauger a.a.O., S. 21
84 Vgl. Tauger a.a.O., S. 21
85 Vgl. Tauger a.a.O., S. 23
86 Vgl. Tauger a.a.O., S. 26
87 Vgl. Tauger a.a.O., S. 31
88 Vgl. Tauger a.a.O., S. 29
89 Vgl. Tauger a.a.O., S. 30
90 Vgl. Tauger a.a.O., S. 31
91 Vgl. Tauger a.a.O., S. 31
92 Vgl. Tauger a.a.O., S. 36
93 Vgl. Tauger a.a.O., S. 40
94 Vgl. Tauger a.a.O., S. 41
95 Vgl. Tauger a.a.O., S. 18
96 Vgl. Tauger a.a.O., S. 44
97 Vgl. Tauger a.a.O., S. 44
98 Vgl. Tauger a.a.O., S. 46
Bild: Poletaevskaya MTS 1942. MTS-Direktor Sokolov und der beste Vorarbeiter Aksenov überprüfen den Zustand des Traktors