Antillen: Großunruhen rütteln am Imperialismus

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Aus dem Französischen von Jeanne BOHET.

Seit mehreren Tagen erleben die Antillen[i] Unruhen von fast insurrektionellem Ausmaß. Dabei geht es nicht nur um Proteste gegen das Impfzertifikat (Pass Sanitaire). Hatten doch auch die Gelbwesten (Gilets Jaunes) nicht nur gegen die Erhöhung der Treibstoffpreise aufbegehrt, entgegen dem, was gewisse Medien suggerieren.

Revolte und Aufstand auf den Antillen

Es geht um eine Massenrevolte. Verursacht wurde sie von den immer härteren Lebensverhältnissen im Imperialismus, besonders in den letzten Kolonienfetzen, die der französische Staat sein eigen nennt.

Die Französischen Antillen- die Inseln Guadeloupe und Martinique- wurden von Frankreich kolonisiert. Dies ging eng einher mit der Ausbeutung der Menschen, zunächst mit Sklavendeportierung, dann mit der Einfuhr von Arbeitskräften aus Kolonien in Afrika und in Asien.

Eine Handvoll Grossgrundbesitzer – die Békés[ii] - besitzt die überwiegende Mehrheit der Agrarfläche, aus der Bananen, Zucker und Rum für den Export gewonnen werden. Im Griff haben sie auch den sämtlichen Groß- und Detailhandel. Guadeloupe und Martinique, die lange dem Kolonialpakt (Pacte Colonial[iii]) unterstanden, wurden in keinster Weise industrialisiert. Heute werden also sämtliche Produkte des täglichen Gebrauchs, Güter und Waren, mit hohen Kosten aus Kontinentalfrankreich importiert.

Kontinentalfrankreich ist also bevorzugter Handelspartner der Guadeloupe: Aus Frankreich kommen 60 Prozent der Importe, nach Frankreich werden 40 Prozent der Produkte aus der Guadeloupe exportiert. Die Handelsbilanz der Guadeloupe, strukturell defizitär, stand 2019 bei minus 2,7 Milliarden Euro.

Strukturelle Ausbeutung durch Frankreich

Der Wind der Freiheit, der über die Französische Revolution wehte, brachte die Abschaffung der Sklaverei mit sich. Diese wurde aber von Napoléon und seinen Armeen nach einem Blutbad wiederhergestellt. Die späteren Angriffe von Frankreich auf Völker in Südostasien und Westafrika, die darauf abzielten, dass es seine Märkte ausweiten konnte, ließen sich durch eine Ideologie legitimieren, die den Begriff »Rasse« benutzte und die vermeintliche Überlegenheit der Weißen über die anderen Völker etablierte. Seitdem benutzt die Bourgeoisie den Rassismus, um die imperialistische Ausbeutung zu kaschieren und die arbeitenden Menschen nach Hautfarbe und Ethnie zu spalten. Diese Rhetorik, die heute im Trend liegt, ist Teil einer Reaktionärmachung (réactionnarisation).

Guadeloupe und Martinique werden heute als beträchtliche Quelle von Wertschöpfung ausgenutzt und von Frankreich wie Kolonien gemanagt. Obwohl die Völker dieser Inseln eine eigene Geschichte, eine eigene Kultur, eine eigene Sprache haben und viel Reichtum schaffen, werden sie von einem fremden Land aus – Frankreich – verwaltet. Die kürzlich dort ausgebrochenen Unruhen sind auf zahlreiche soziale Probleme zurückzuführen und lassen sich keinesfalls auf nur den Protest gegen das Impfzertifikat (Pass Sanitaire) reduzieren.

In den Französischen Antillen liegt die Armutsquote weit höher als in Frankreich, denn dort lebt fast jeder dritte Mensch von weniger als 800 € im Monat[iv]. Im Schnitt ist jeder zweite junge Mensch arbeitslos, viel mehr als in Frankreich. Die Zahl der Arbeitskräfte übersteigt die der Arbeitsstellen. Grund für die Arbeitslosigkeit ist tatsächlich, dass die Kapitalisten nicht für das Volk Arbeit schaffen, sondern um ihre Wirtschaft am Laufen zu halten- wobei die Arbeitskräfte benachteiligt werden.

Von den Sechzigern bis Anfang der Achtziger hat das Bumidom (Bureau pour le développement des migrations dans les départements d’outre-​mer, Büro für die Förderung der Migration aus den Übersee-​Départements), die massive Verlagerung von Arbeitskräften aus den Kolonien nach Frankreich organisiert, damit die französischen Betriebe laufen konnten.

Dies geschah unter dem Vorwand, demographische Probleme lösen zu wollen. Damit haben wir ein Beispiel der Instrumentalisierung des Diskurses zur Überbevölkerung, der darauf aus ist, die Ausbeutung der Arbeitskräfte aus den Kolonien und aus den unterdrückten Ländern auszublenden.

In Wirklichkeit gibt es keine Überbevölkerung, weder in den Antillen, noch sonstwo. Aber eine Wirtschaftspolitik gibt es sehr wohl, die dazu beiträgt, einserseits die Massen immer ärmer werden zu lassen und die Arbeitslosigkeit in die Höhe zu treiben, andererseits die Besitzer der Finanzmonopolen immer reicher werden zu lassen : Diese Politik ist ein fester Bestandteil des Kapitalismus.

Hier einige Zahlen: in Frankreich, inklusive Kolonien, stieg die Arbeitslosigkeit von 3 Prozent in den siebziger Jahren auf fast 10 Prozent heute. In den Französischen Antillen ist die Arbeitslosigkeit fast zweimal so hoch wie in Frankreich. Dazu kommen die horrenden Preise der Lebensmittel, die um circa 35 Prozent teurer sind als in Frankreich und die der Milchprodukte, die explodieren. Außerdem ist das Wasser um ein Drittel teurer als in Frankreich: Von 100 Litern Süßwasser kommen nur 40 an die Bevölkerung, obwohl die Süßwasserreserven der Guadeloupe doppelt so hoch sind wie in Frankreich. Dafür gibt es zahlreiche Gründe: mangelhafte Instandhaltung, zu wenig Investitionen in neue Rohrleitungen (Wasseraustritt), viel zu intensive Bewässerung von Bananen- und Zuckerrohrplantagen. Als Folge leben 400 000 Menschen an Wassermangel: auf eine Zeit mit Wassermangel folgt eine Zeit mit Wasserrationierung. Dabei muss man sich vor Augen halten, dass Frankreich eine der grössten Imperialmächte ist.

Fazit: Weniger Arbeit, weniger Geld, hohe Lebenshaltungskosten

Davon aber nicht genug: Sind gebürtige französische Staatsbeamte im Dienst in den Antillen, so bekommen sie seit den 19 – 50ern, einen Gehaltsbonus von 25 Prozent. Polizeikräfte kommen aus Frankreich: bei Streiks und Aufständen werden CRS[v]-Staffeln eingeflogen und gegen die Bevölkerung eingesetzt. Die in den Antillen amtierenden Präfekte (Préfets[vi]) stammen fast alle aus Frankreich, eine grosse Anzahl davon aus Neuilly-​sur-​Seine[vii]. Diese Territorien werden genau wie Kolonien verwaltet und die Békés genießen Sonderrechte. Dies lässt sich am Beispiel von Chlordecon eklatant veranschaulichen. Chlordecon ist ein Insektenvertilgungsmittel, das in den Bananenplantagen ab den 70er-​Jahren verwendet wurde, obwohl es schon als gefährlich galt[viii]. Chlordecon ist auf Guadeloupe und Martinique der anrüchige Rekord der höchsten Quote von Prostatakrebs weltweit zu verdanken, mit jährlich 600 neuen Fällen. Von diesem Skandal und dieser Unmenschlichkeit sind die Bewohner der Antillen körperlich und seelisch tief gezeichnet, die zu Recht jegliches Vertrauen in Frankreich verloren haben, was die gesundheitliche Fürsorge betrifft. Das Sprühen von Chlordecon wurde in Frankreich verboten, aber in den Antillen weiterhin erlaubt, obwohl der Staat über dessen Gefährlichkeit informiert war und diese auch erkannt hatte[ix].

Die Völker der Antillen wussten sich immer zu wehren. Im Mai 1967 griff der französische Kolonialstaat zu einer ungeheuerlichen Repression, um den Kampf der guadeloupeanischen Massen zu verhindern. Dieser war von einem rassistischen Angriff am 20. März 1967 ausgegangen: In der Ortschaft Basse-​Terre hatte ein grosser Schuhhändler seinen Schäferhund auf Raphael Balzinc, einem schwarzen altersschwachen Schuhflicker losgelassen, der vor dem Geschäft des weißen Besitzers seinen Stand aufgebaut hatte. In den Tagen nach diesem Angriff brachen Unruhen und Streiks aus und der Präfekt (Préfet) ließ zwei Gendarmerie-​Staffeln einrücken. Am 24. Mai 1967 waren die Bauarbeiter daran : Sie traten in den Streik und verlangten eine Lohnerhöhung, sowie arbeitsrechtliche Gleichbehandlung. Am 26. Mai um die Mittagszeit gingen die streikenden Massen zur Handelskammer in Pointe-​à-​Pitre[x], um mit der Arbeitgeberschaft zu verhandeln. Die Verhandlungen wurden abgebrochen, nachdem Georges Brizzard, Vertreter der Arbeitgeber behauptet hatte »Wenn die Neger hungrig werden, dann werden sie die Arbeit wiederaufnehmen!«. Für die Massen läutete diese verachtende Äußerung die Stunde des Kampfs ein. Die Staatsrepression wütete am 26., 27. und 28. Mai 1967. Anzahl und Namen der Opfer wurden als Verteidigunsgeheimnis (Secret Défense) klassifiziert und bis 2017 unter Verschluss gehalten. Nachdem die einschlägigen Dokumente öffentlich zugänglich gemacht wurden, gab der französische Staat 8 Opfer zu. Laut Guadeloupeaner, Historiker, Christiane Taubira[xi] und sogar Georges Lemoine (im Jahr 1985), Staatssekretär für die DOM-​TOM[xii], beläuft sich die Zahl der Opfer hingegen auf 85.

Doch auch zahlreiche Unabhängigkeitsparteien und bewaffnete Unabhängigkeitsgruppen sind in den 70er- und 80er-​Jahren entstanden. Auf Guadeloupe hat sich die Bewaffnete Befreiungsgruppe GLA (Groupe de Libération Armée) zahlreiche Stützen des französischen Imperialismus zur Zielscheibe genommen: Polizeireviere, hohe Staatsbeamte und grosse Monopole. Die Hauptforderung der GLA war Unabhängigkeit. Mit dem Ziel, bewaffnete Kräfte für die Unabhängigkeit kooperieren zu lassen, schloss sich 1983 die GLA mit der in Paris entstandenen ARC (Karibischer Revolutionsverband, Alliance Révolutionnaire des Caraïbes) zusammen. Die ARC kämpft um die Unabhängigkeit von Guadeloupe, Martinique und Französich-​Guyana. In diesen Jahren wurden mehrere Anführer der Volksvereinigung für die Befreiung der Guadeloupe (Union Populaire pour la Libération de la Guadeloupe) vom französischen Staat ermordet.

Da diese Bewegungen keine Führung, keine revolutionäre Strategie haben und scharf unterdrückt werden, verfallen sie dem Opportunismus. So erging es Action Directe[xiii] (Direkte Aktion) und der Armée Révolutionnaire Bretonne (Bretonische Revolutionsarmee).

Rebellische Masse

Dies bedeutet aber nicht, dass die Massen in den Antillen nicht mehr kampflustig sind. Liyannaj Kont Pwofitasyon (Collectif Contre l’Exploitation outrancière, Kollektiv gegen die übermäßige Ausbeutung), Dachverband Dutzender Organisationsgruppen und Gewerkschaften, rief 2008 und 2009 zum Kampf gegen die Erhöhung der Lebensmittel und der Treibstoffe auf. Es folgte ein 44-​tägiger Generalstreik, der auf Guadeloupe seinen Anlauf nahm und auf Martinique übergriff. Das Kollektiv bekämpfte die Monopolstellung einer Handvoll Békés auf dem Grosshandelvertrieb und die Compagnie Maritime d’Affrètement – Compagnie Générale Maritime CMA-​CGM (Reederei- und Schifffahrtsgesellschaft), die die Importe aus Frankreich übermäßig besteuert. Diese Gesellschaft hat mit Menschenhandel ein Vermögen gemacht, gehört der Unternehmensgruppe Bernard Hayot (Groupe Bernard Hayot), und wird von einer alteingesessenen Familie von Békés geführt, die in der ganzen Karibik tätig ist, sowie im Indischen Ozean (La Réunion, Madagaskar und Mayotte).

Mit ihrem Kolonialerbe gehört die Familie Bernard Hayot zur traditionellen imperialistischen Bourgeoisie. Nach einer im Jahr 2009 durchgeführten Umfrage unterstützten 93 Prozent der Guadeloupeaner diesen Generalstreik. Den Massen in den Antillen zahlten jedoch die Imperialisten ihre Kampfbereitschaft heim. Ein Gewerkschafter wurde erschossen und der Anführer der LKP, Elie Domata, der die kolonialmäßige Verwaltung der Guadeloupe durch den französischen Staat und die Ausbeutung durch die imperialistischen Békés angeprangert hatte, wurde wegen Anstachelung zum Rassenhass verklagt.

Eine imperialistische Propaganda, der die Medien Gehör verschafften, hatte später zur Folge, dass die Einnahmen durch den Tourismus zurückgingen. Dabei ist der Tourismus eine der wichtigsten Wirtschaftsbranchen, weil sie vom Staat entwickelt wurde, der wiederum andere verkümmern lassen hat. Aus den Antillen hat also der Staat ein Land des Elends gemacht, in dem Urlauber sich vergnügen und die Einheimischen ihnen zu Diensten stehen.

Die Bevölkerung der Französischen Antillen lebt in Armut, obwohl sie alle Reichtümer produziert, die exportiert werden.

Durch diese Bewegung konnten einige Zugeständnisse wie zum Beispiel eine Lohnerhöhung erzielt werden, aber keine Senkung der Preise, die immer noch höher sind als in Kontinentalfrankreich. Die LKP hatte das Einrichten einer Kommission zur Preisregulierung verlangt, wurde aber kaum in die Verhandlungen einbezogen und konnte nicht mitentscheiden.

Am Beispiel dieses Streiks können wir sehen, dass es nicht damit getan ist, berechtigte Forderungen zu haben und eventuell einen Sieg zu verzeichnen. Solange die Macht in den Händen weniger liegt, kann sich das Volk nichts positives erhoffen: Am Ende werden immer die Monopolisten das letzte Wort haben, sie werden mit den Polizeikräften, ihren Polizeikräften, jede Opposition niederschlagen können. Während die Guadeloupeaner ein halbes Jahr warten mussten, bis ihnen medizinische Masken, Intensivbetten und Sauerstoffflaschen geschickt wurden, entsandte der französische Kolonialstaat einen Tag nach Beginn der Unruhen die RAID[xiv] und die GIGN[xv], um die Bevölkerung unter Kontrolle zu bringen.

Am 22. November hat auf der Martinique wieder einmal ein Generalstreik angefangen. Überall, wo er angewendet wird, lehrt uns das Streiken, dass nicht die Aktionäre und nicht die Grossunternehmer die Wirtschaft am Laufen halten, sondern das Proletariat, die einzige Klasse, die alles produziert und nichts besitzt. Wenn das Proletariat entscheidet, aktiv zu werden, dann herrscht es auch. Was ihm fehlt, ist eine kampffähige und kampftreue Organisierung, im Gegensatz zur Bourgeoisie, der besitzenden Klasse, die sich für ihre politischen und finanziellen Interessen sehr wohl stark machen kann.

Es heißt zu Unrecht, dass Supermärkte »geplündert« werden. Es wird eigentlich umverteilt, denn die, durch deren Arbeit diese Geschäfte bestückt werden, nehmen sich nur das zurück, was ihnen zusteht, und umgehen dabei die lästigen Zwischenhändler der Bourgeoisie, die sich wie Blutsauger am Volk festklammern. Die Tragweite dieser Handlungen geht weit über das hinaus, was üblicherweise gesagt wird. Hier wird direkteste Demokratie ausgeübt. Wenn diese Handlungen gesetzlich illegal sind, dann müssen eben die Gesetze geändert werden, und mit ihnen das ganze Staatsgebäude, um eine Gesellschaft aufzubauen, in der die Güter von denen, die sie produziert haben, an die weitergegeben werden, die sie brauchen.

Die explosive Situation auf den Inseln Guadeloupe und Martinique ergibt sich aus einem System, das sich überlebt hat. Das Aufbegehren der Massen in den Antillen ist also äußerst gerecht. Es versetzt die Bourgeoisie in Angst und Schrecken, denn gewöhnlich hat sie das Monopol der Angst. Wenn Gewalt gegen das Volk angewendet wird, dann sei dies etwas Gutes, meinen die Medien, die sich dann auch über die »Wiederherstellung der Ordnung« freuen. Die revolutionäre Gewalt, die heute von den Massen in den Antillen angewendet ist, erschreckt die Bourgeoisie und ihre Medienorgane. Sie ist aber legitim. So lange dieses System erhalten bleibt, das auf Raub und Plünderung beruht, solange die Békés über alles bestimmen und die Staatsagenten sie dabei unterstützen, so lange wird auch diese Gewalt anhalten.

Um die »Republikanische Ordnung« wiederherzustellen, für die Aufbegehrenden seit jeher gleichbedeutend mit »Unterdrückung«, werden die Massen in den Antillen Notstandsgesetzen unterworfen werden. Das, was jetzt in den Antillen vorgeht, sollen sich die Massen in Frankreich zur Lehre dienen lassen. Zu einer Lehre revolutionärer Natur.

Verweise

Alle Anmerkungen stammen von der Übersetzerin.

[i] Guadeloupe und Martinique werden auch, zusammen, als »Französische Antillen« beziehungsweise »Antillen« bezeichnet. Mit »Frankreich« ist in diesem Artikel »Kontinentalfrankreich« gemeint. Guadeloupe besteht aus sieben Inseln, Martinique aus einer. Zusammengerechnet leben auf Guadeloupe und Martinique rund 900 000 Menschen.

[ii] Die Békés sind Nachkommen der ersten Weißen, die ab Mitte des 17. Jahrhunderts die Französischen Antillen besiedelten. Obwohl in Frankreich ethnische Erhebungen verboten sind, schätzte 2009 die Tageszeitung Libération, dass die Békés weniger als 1 Prozent der Bevölkerung in den Französischen Antillen ausmachen.

[iii] Durch den Pacte Colonial (Kolonialpakt) sichert sich eine Kolonialherrschaft eine kommerzielle Monopolstellung in ihren Kolonien.

[iv] Zum Vergleich : In Kontinentalfrankreich lag 2020 die Armutsgrenze bei einem monatllichen Einkommen von1.063 Euro.

[v] CRS : »Compagnie Républicaine de Sécurité« (»Republikanische Sicherheitskräfte«), Bereitschaftspolizei.

[vi] Ein Préfet ist in Frankreich der Vertreter des Zentralstaates, auf der Ebene eines Départements.

[vii] Neuilly-​sur-​Seine : Nobelstadt, am westlichen Rand von Paris.

[viii] Die Gefährlichkeit von Chlordecon wurde 1963 wissenschaftlich nachgewiesen.

[ix] Jacques Chirac, damaliger Landwirtschaftsminister, gewährte 1972 diesem Produkt eine bedingte Zulassung, die mehrmals verlängert wurde. Chlordecon wurde 1975 in den USA, 1990 in Kontinentalfrankreich, offiziel erst 1993 auf Guadeloupe und Martinique verboten. 2009 wurde es in das Stockholmer Übereinkommen der weltweit verbotenen Stoffe aufgenommen.

[x] Die Stadt Pointe-​à-​Pitre befindet sich auf der Insel Grande-​Terre, die zur Inselgruppe Guadeloupe gehört.

[xi] Christiane Taubira : Abgeordnete (1993 bis 2012) des Übersee-​Départements Französisch-​Guyana. Sie gab den Impuls für das Gesetz, das Sklaverei und Menschenhandel als Verbrechen gegen die Menschheit erkennt (Loi Taubira vom 10. Mai 2001). Von 1994 bis 1999 war sie Europaabgeordnete. Als Justizministerin (2012 bis 2016) in der Amtszeit von Präsident François Hollande (2012 bis 2017) unterstüzte sie den Gesetzentwurf, der gleichgeschlechtlichen Paaren Ehe und Adoption ermöglicht (das Gesetz Mariage pour tous, »Ehe für alle« wurde am 18.Mai 2013 verabschiedet). Christiane Taubira ist eine beliebte linke Politikerin.

[xii] DOM-​TOM : Domaines d’Outre-​Mer-​Territoires d’Outre-​Mer (Übersee-​Départements, Überseegebiete).

[xiii] Action Directe (Direkte Aktion) war von 1979 bis 1987 aktiv, in den so genannten »Bleiernen Jahren«. Die Gruppe bezieht ihren Namen aus der anarchistischen Theorie der »direkten Aktion«. Vergleichbare Gruppen waren die Rote Armee Fraktion in der BRD und die Brigate Rosse in Italien.

[xiv] RAID : Eliteeinheit der französischen Nationalpolizei, 1985 gegründet. Nachträglich wurde aus dem Wort raid (Französisch : »militärischer Übergriff«), ein Akronym gemacht. RAID steht also für »Recherche, Assistance, Intervention, Dissuasion« (Ermittlung, Beistand, Einsatz, Abschreckung).

[xv] GIGN : Groupe d’Intervention de la Gendarmerie Nationale (Einsatzgruppe der Nationalen Gendarmerie), Eliteeinheit der französischen Nationalgendarmerie.

Originaltitel des Textes: De grandes révoltes aux Antilles secouent l’impérialisme. Erschienen am 27. 11.2021 in Nouvelle Époque: https://​www​.nouvelleepoque​.fr/​d​e​-​g​r​a​n​d​e​s​-​r​e​v​o​l​t​e​s​-​a​u​x​-​a​n​t​i​l​l​e​s​-​s​e​c​o​u​e​n​t​-​l​i​m​p​e​r​i​a​l​i​sme . Diese Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Redaktion der Nouvelle Époque.

Zum Titelbild: »Sie brauchen Aufklärung«. Wir haben sehr wohl verstanden … und sagen noch immer NEIN!
Freiheit (Liberté)-Gleichheit (Égalité) – Insistieren lohnt sich nicht (Pas la peine d’insister).

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